
Clausthaler Zwickl – das hopfengestopfte Alkoholfreie
Die Marke “Clausthaler” der Binding Bier AG aus Frankfurt am Main steht vermutlich wie keine Zweite für ein international erfolgreiches alkoholfreies Bier. Auf Reisen ist mir immer wieder aufgefallen, dass in Südafrika, Hong Kong, Australien oder den USA – überall gab es irgendwo auch ein “Clausthaler”. Im deutsch deutschen Sprachraum war “ein Clausthaler” lange auch das gerne gebrauchte Synonym für ein alkoholfreies Bier. Der Claim “Das Bier unter den Alkoholfreien” unterstützt diesen Anspruch der Frankfurter dann noch einmal.
Auch wenn hartgesottene Bierfreaks sicher bei alkoholfreien Bieren generell und bei Einem aus der Binding/Radeberger/Oettger Gruppe im besonderen die Nase rümpfen – so ein Erfolg kommt ja trotzdem auch nicht von ungefähr. Ich selbst hatte vor einigen Jahren – als bekennender Weizenbiertrinker – die Bekanntschaft mit einem alkoholfreien Weizen aus dem Hause “Clausthaler” gemacht. Kalt und ohne direkte Referenz war es an dem damaligen wirklich heißen Sommertag eine echte Überraschung. Etwas getrübt war die Freude dann, als das Zweite ein “echtes” Weizen war und der Unterschied knallharte Realität wurde. Dennoch, man hat sich offensichtlich nie auf den Loorbeeren des “Clausthaler – Classic” ausgeruht und immer wieder versucht die Bierszene mit neuen alkoholfreien Bieren zu bereichern.
Umso erstaunter waren wohl nicht Wenige, als vor ein paar Tagen die Werbekampagne für ein “Clausthaler – Zwickl” gestartet wurde, das zu allem Überfluss noch mit Cascade Hopfen kaltgehopft sein sollte. Wurde hier die Dose der Pandora geöffnet? Oder gar das Ei des Kolumbus gefunden? Oder eine Mischung aus beidem? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal so neugierig auf ein alkoholfreies Bier gewesen bin.
Beim Einschenken fällt natürlich die Zwickl-typische Trübung auf, die schön gleichmäßig und mit einer angenehmen goldenen Farbe ausfällt. Auch der Schaum bildet sich etwas verzögert, dann aber mit mitllerer Pore und einem reinen schönen Weiß. Der Cascade Hopfen macht schon im Aroma kein Geheimnis aus seiner Anwesenheit. Die typischen Zitrusaromen zusammen mit leicht blumigen Noten bilden schon eine beeindruckende Hopfennase auf diesem Bier. Auch leichte hefige Noten sind auszumachen.
Sehr leicht und schlank startet das Zwickl im Antrunk, begleitet immer noch von schönen fruchtigen zitrusartigen Noten, die also nicht nur das Aroma bestimmen. Eine leichte hölzerne Note schwingt ebenfalls mit. Insgesamt überrascht dieses Bier mit einer extrem guten Süffigkeit und Frische bei einem gleichzeitig sehr angenehmen leichten Mundgefühl. Die Kohlensäure ist eher moderat ausgefallen, passt aber perfekt zu diesem Bier.
Im Verlauf verwässern einige der positiven Eindrücke ein wenig und kurz schimmert dieser typische “Alkoholfrei”-Geschmack einmal durch, aber nur kurz, um dann in einen wieder von Zitrusfrucht geprägten und jetzt sogar sanft bittreren Nachtrunk einzusteigen.
Mit einem “typischen Alkoholfreien” hat dieses Bier für mich nicht mehr viel zu tun. Die Idee über die Kalthopfung Aromen einzubauen, die diesem Bierstil wieder zu Akzeptanz verhelfen kann, ist echt gelungen. Eine Gruppe von Biersommeliers und Bierexperten, die kürzlich dieses Bier verkosteten, sahen das offensichtlich ähnlich und bescheinigen diesem Bier eine hervorragende “Sommerkompetenz“. Für mich schon jetzt eines der gelungensten Alkoholfreien, die es derzeitig am Markt gibt.