Die Dunkle Seite des “Wieden-Bräus” – einer Gasthausbrauerei im Herzen Wiens
Auch wenn der Bundeshauptstadt nicht unbedingt der Ruf nacheilt auch das Bundeszentrum der Braukunst zu sein – ein bischen was hat Wien dann doch immer zu bieten gehabt, wenn es um unser Lieblingsgetränk geht. Historisch denken wir vielleicht nur an die Geschichte um Anton Dreher in Schwechat und sein “Wiener Lager”, aber gerade heute bilden sich wieder einige kleine Brauereien, denen es an Kreativität im Brauprozess und liebe zur Bierkultur sicher nicht mangelt und die inzwischen eine feste Größe im Stadtbild aus bieriger Sicht sind.
Eine der Gasthausbrauereien – das “Wieden Bräu” ist im gleichnamigen vierten Wiener Bezirk und besteht dort seit 1991. Hier hat man es sich zur Aufgabe gemacht, Biere gegen den herrschenden normierten Einheitsgeschmack zu brauen. Ein Braumeister aus Bayern sorgt dafür, dass hier im Braugasthaus in der Waaggasse leichte, malzige und naturbelassene Biere ausgeschenkt werden.
Da verschiedene Malzsorten je nach Biertype zum Brauen im Maischbottich eingemaischt werden und nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut werden, ist das Bier hier im Wieden Bräu deutlich malziger, aber auch leichter als die herkömmlichen, hellen österreichischen Lagerbiere. Nachdem die Biere nur im angeschlossenen Wirtshaus ausgeschenkt werden und dadurch keine lange Lagerzeit erforderlich ist, ist es nicht notwendig, diese nach der Gärung und der Lagerung zu filtrieren. Man erkennt dies an der natürlichen Trübung und nennt dieses Bier “Zwickelbier” oder auch “Kellerbier”. Dieses naturbelassene Bier ist durch die noch vorhandenen Hefebestandteile, Vitamine und Spurenelemente natürlicher und gesünder als filtriertes Bier.
Dennoch ist es möglich ausgewählte Sorten auch “für den Heimgebrauch” in Flaschen zu kaufen. Ich habe mir nach einem Besuch dort noch eine Flasche “Dunkles” mitgenommen, die ich für Euch verkostet habe:
Dieses Bier macht seinem Namen wirklich alle Ehre, eine schöne gleichmäßige sehr dunkle Bernsteinfarbe mit leichten rötlichen Eindrücken. Der Blick auf die lebhafte Kohlensäure wird durch das klare Bier nicht getrübt. Auch der Schaum kann mit einer leichten braun-beigen Färbung aufwarten und bildet sich mit einer mittlelgroßen Pore kräftig obenauf.
Nussige Noten und Kaffeearomen mit einem leichten süßlichen Unterton machen schon beim Öffnen der Flasche Freude auf den ersten Schluck in der Nase. Dieses Bier weiss schon im Antrunk genau wo es hin will. Kräftige Dunkelmalzaromen mit Kaffee-Röstnoten starten den Antrunk.
Die sehr feinperlige und aktive Kohlensäure erzeugt erst an der Zunge und später bis ganz hinten am Gaumen eine tolle Cremigkeit gepaart mit einer angenehmen Spritzigkeit. Feine Zartbitterschokolade mit herberen Noten kommen dann im Mittelteil durch. Schön süffig und vollmundig gibt sich dieses Bier.
Einen insgesamt eher schlanker Körper mit herrlichen malzigen Röstnoten und tollen hopfenherben Aromen erlebe ich kurz vor dem Finish. Hier geht es dann eher kürzer und trockener zu. Die herben Noten lassen deutlich nach und es ist wieder Platz für etwas mehr malzigen Einfluss und Kaffee-Röstaromen.
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