
Feuer und Flamme für holländisches “Mühlenbier”
Menno Olivier begann als Heimbrauer vor vielen Jahren das Bierbrauen zu lernen. Nach einem Jahr Ausbildung eines niederländischen Braumeisters von Westmaas wechselte er seinen Beruf und wurde hauptberuflicher Bierbrauer. Zunächst bei der “Brouwerij de Texelse” und danach bei “De Prael” in Amsterdam.
Die Garage neben seinem Haus wurde in der Zwischenzeit komplett umgebaut und eine Kleinbrauerei eingebaut. Unter dem Namen “Salamander” gab es neben Bier auch hier auch Braukurse.
Alles neben seinem aktuellen Job als Braumeister bei der “Stadsbrouwerij de Pelgrim” in Rotterdam. Seine eigene Brauerei wuchs und wuchs währenddessen – höchste Zeit den nächsten Schritt als “Brouwerij de Molen” zu gehen.
Wenn man sich die Bewertungen auf den einschlägigen Plattformen so ansieht, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass Menno kein Bier ein zweites Mal braut oder den Begriff der Biervielfalt sehr sehr sehr ernst nimmt. Gefühlt über 200 Biere tummeln sich da mit den spannendsten Bezeichnungen und Namen, die man sich vorstellen kann. Also wenn das kein Craftbier ist, dass da aus den Niederlanden kommt, dann weiss ich auch nicht mehr weiter.
Wir sind jedenfalls stolz auch Biere der “Brouwerij de Molen” beim Craft Bier Fest Wien dabei zu haben.
Mit dem “Vuur & Vlam” steht heute nicht nur ein IPA bei mir auf dem Tisch, sondern auch mein erstes Bier der holländischen Brauerei. Eine echte Premiere also.
Beim Einschenken fällt sofort eine schöne kräftige Schaumbildung auf, die sich rasch auf eine stabile fingerdicke cremefarbene Schaumschicht reduziert. Auch farblich finde ich durchaus meine Freude an der schönen leichten Trübung des bernsteinfarbenen Bier mit leichter orangener Nuance.
Aromatisch sind es auffällig kräftige Zitrusnoten, die in Richtung Grapefruit gehen und süßlich malzige Noten mit denen es die Nase zu tun bekommt. Definitiv ein Bier, das jetzt schon echt Lust auf den ersten Schluck macht.
Im Antrunk fällt dann eine kräftige Bittere auf, die aber irgendwie nicht voll durchbricht. Das Bier hat Volumen, ist sehr vollmundig, aber man bekommt keinen “Hopfenschock”. Ich habe das ehrlich gesagt noch bei keinem anderen Bier so erlebt. Das ist ein wirklich kräftiges IPA, das auch von Leuten getrunken werden kann, die es nicht übertrieben Bitter mögen.
Ein sehr komplexes Bier mit fruchtigen Noten, leichten blumigen Noten und der ganzen Bandbreite, die der Hopfen in Bezug auf Bittere und grasigen und würzigen Noten anzubieten hat.
Auch aufgrund der feinen Kohlensäure entsteht ein sehr sanftes und harmonisch weiches Mundgefühl. Nochmal ein kurzer Blick auf das Etikett verrät mir einen gewichtigen Grund für diese Komplexität. Nicht weniger als fünf Hopfensorten wurden hier verwendet. Galena als Bitterhopfen und dazu noch Chinook, Cascade, Simcoe und Amarillo. Und weil das alles noch nicht genug war, da wurde noch mit Cascade “gestopft”. Der Brauer war wohl definitiv “Feuer und Flamme” für Hopfen.
Aufgrund der gebremsten Bittere bleibt das Bier erstaunlich gut trinkbar.
Im Nachtrunk darf sich dann der Hopfen doch einmal kurz von seiner bitteren Seite zeigen. Das soll er auch und ist der wirklich gelungene Abschluss eines sehr interessanten Vertreter der Gattung IPA. Für mich eine gelungene Premiere und spätestens jetzt freue ich mich, dass es so viele Biere dieser Brauerei zu entdecken gibt.