proBIER on Tour – Zu Gast bei der Brauerei Ried im Innviertel
Der Besuch war schon über ein Jahr geplant, nun aber ist es endlich Realität geworden und eine Delegation des ÖBWSV machte sich auf ins Innviertel, um dort die Rieder Brauerei zu besuchen. Einer der Haupgründe war das von Gerhard Litzelbauer angekündigte India Pale Ale (IPA) der Rieder zu verkosten. Da dieses nun in Flaschen zur Verfügung stand gab es nur eins: Auf nach R
ied!
Und wo sonst als in der “Brauhausgasse” könnte sich ein Brauhaus dann besser befinden? Genau nirgends! Wir hatten mit dem Wochenende nicht nur einen gemeinsamen Termin gefunden sondern auch ein Datum ausgesucht an dem die lange “Shopping Night” mit Volksfestcharakter in der nahegelegenen Innenstadt über die Bühne ging und noch dazu der Wirt unseres Quartiers im Rieder Karl Zuser jr. seine Geburtstagsfeier im bierigen Rahmen feierte. Für Programm war also mehr als reichlich gesorgt.
Die Geschichte der Rieder Bauerei – einer Genossenschaftsbrauerei – geht dabei bis ins Jahr 1908 zurück in dem die Rieder Wirte sich erstmals mit der Idee einer eigenen Brauerei beschäftigten. Nach einer bewegten Zeit zwischen zwei Weltkriegen beginnt die Neuzeit des Rieder Bieres 1949 mit dem Wiederausschank des Rieder “Friedensbieres”. Neu- und Modernisierungsarbeiten der ursprünglichen Brauerei prägten die Jahre 1956 bis 58. Ein neues Sudhaus kommt Mitte der 80er-Jahre hinzu und dokumentiert den immerwährenden Modernisierungswillen der Rieder Brauer.
So richtig ploppen lassen die Innviertler es dann seit 2003 mit der Wiedereinführung der Bügelflasche. So wird Brautradition nicht nur im Sudhaus gelebt sondern auch nach aussen hin für den Biergeniesser wahrnehmbar gemacht. Ende des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrhundert – genauer 2008 – wird der neue Büro- und Shoptrakt zusammen mit einer neuen Logistikhalle fertiggestellt und gibt der Rieder Brauerei ihr heutiges Auftreten im Stadtbild und die Sicherheit für die kommenden Jahre im Wettbewerb gerüstet zu sein.
All dieses Wissen um die Brauerei- geschichte bekommt der interessierte Besucher im modernen “Braustüberl” in Form eines kurzen Films nähergebracht, der liebevoll und witzig animiert diese Geschichte des Bieres in Ried erzählt. Natürlich durften wir den Film nur mit einem Glas des IPAs in der Hand geniessen. Das man in Ried besonderen Wert auf die Qualität legt und diese auch für den Besucher erlebbar machen möchte, erkennt man nicht zuletzt daran, dass zur Verkostung eigene Rastal Teku Gläser eingesetzt werden, welche die Aromen des Bieres perfekt bei ihrer Entfaltung unterstützen. Ein Glas, das es wirklich in sich hat.
Und mit welchem Bier könnte man das Glas besser zum Einsatz bringen, als mit dem neuen IPA aus der hauseigenen Braugalerie. Diese Braugalerie dient dabei nicht nur für Brauseminare und zum erklären des Brauvorgangs im kleinen für Besuchergruppen – vielmehr ist sie auch Geburtsstätte für neue kreative Biere, die dann nicht selten ein paar Monate abgefüllt den Biergeniesser erreichen. Wir selbst hatten das Glück zwei solcher Kreationen kennenlernen zu dürfen. Ein Weizendoppeleisbock, der im Holzfass gereift war, bekam spontanen Szenenapplaus ob seiner Fruchtigkeit und Aromenvielfalt. Ein sicherer Kandidat, den wir uns noch während unseren Besuchs händeringend “in Serie” wünschten.
Gelegenheit dazu hatten wir, diesen Wunsch an der richtigen Stelle zu adressieren, denn neben Gerhard Litzelbauer, der uns den ganzen Tag hervorragend begleitete, hatten wir auch Gelegehnheit uns während der Brauereitour mit Braumeister Josef Niklas auszutauschen. Ein Eindruck, der uns von Anbeginn bis Ende unseres Besuches nicht mehr loslies: Hier arbeitet man mit unglaublich viel Freude und Liebe zum Produkt und einer Kollegialität und Freundschaft, die man in der heutigen Zeit selten genug findet.
Los ging unsere Tour im Sudhaus in dem wir nun den Entstehungsweg des Rieder Bieres nachverfolgen konnten. Etwas nostalgische Gefühle kamen zum Beispiel bei der Steuerungstafel auf, die in ihrer Funktion natürlich schon längst einem Computer gewichen ist, optisch aber noch an frühere Zeiten erinnert und selbst ein modernerer Zeitzeuge der Entwicklung im Brauhandwerk ist. Nur wenige
Schritte weiter sind dann aber deutliche Spuren der Vergangenheit sichtbar, denn der alte kupferne Sudkessel und Läuterbottich sind noch originalgetreu vorhanden und warten gerade auf eine Konservierung.
Weiter in den Lagerkeller wo uns der “frostigere” Teil des Besuchs erwartete. Aber letztlich auch der Teil in dem wir der Entstehung des IPA, das ja eigentlich der Grund unseres Besuches war, richtig nah kamen. Denn wir begegneten in den Lagertanks den Hopfensäcken, welche zum “stopfen” dieses genialen Bieres verwendet wurden. Ein kleiner Blick in den Keller in dem das legendäre Rieder Weissbier offen vergärt und dann schnell wieder raus in die Wärme.
Schnell noch einen Blick auf den Filter geworfen, der die Rieder Biere glanzfein macht, wenn dies gewünscht ist, und dann die Abfüllanlage für NRW und natürlich für Bügelflaschen bewundert. Auch hier ist der Fortschritt spürbar, denn die Fassfüllanlage wurde gerade in jüngerer Vergangenheit erst um ein Drittel erweitert. Letztlich ein purer Zahlenwert, der die Begeisterung der Bierfreunde für das hier hergestellte Bier eindrucksvoll dokumentiert.
Nach einem Blick in die Logistikhalle ging es zurück ins Braustüberl, wo wir noch ein paar Kreationen aus der Braugalerie verkosten durften und natürlich unsere Bierbestellung, die wir am nächsten Morgen mit nach Wien nehmen wollen, aufgeben durften. Dass das IPA mit von der Partie war – keine Frage. So langsam stellte sich aber auch der Hunger ein und wir erinnerten uns an das nahe Stadtfest. Nur wenige Schritte von der Brauerei entfernt trafen wir zwei alte Bekannte auf dem Fest wieder: Braumeister Josef Niklas und das Rieder IPA, das an einem eigenen Stand ausgeschenkt wurde und der Rieder Bevölkerung zum Verkosten angeboten wurde.
Es spricht sehr für die Rieder und ihren Biergeschmack, dass dieser Stand heftigst umlagert war – ist doch IPA grundsätzlich kein Bierstil, den man “einfach mal so” geniesst. Aber auch hier stand natürlich der Braumeister – und Biersommelier – persönlich Interessierten fachkundig zu Seite. Und allen die es bislang nicht zum Fest geschafft hatten, denen gab Gerhard Litzelbauer noch für einen lokalen Fernsehsender ein Interview – nicht ohne das Rieder IPA erwähnt zu haben.
Für uns ging es dann wie oben erwähnt zum Gasthof “Riedberg” in dem Karl Zuser jr. zu seinem Geburtstagsfest mit Kistensau und besten Bieren geladen hatte. Doch das ist eine separate Geschichte.
Der positive Eindruck von der Freundlichkeit der Brauerei sollte sich am nächsten Tag beim Abholen des Bieres noch fortsetzen. Beim Rampenverkauf entwickelte sich schnell wieder ein nettes bieriges Gespräch und schon wieder war sie da, die Überzeugung: In Ried macht man nicht nur eines der Besten sondern auch eines der freundlichsten Biere des Landes!
Ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle nochmals an Gerhard Litzelbauer für seine fachkundige Führung, die Zeit uns jeden Winkel der Brauerei zu zeigen und für die Gelegenheit die Neukreationen verkosten zu dürfen. DANKE Gerhard!
Der ÖBWSV plant für den Herbst diesen Jahres diese Tour noch einmal in größerer Runde zu veranstalten und ggf. noch mit einer geführten Verkostung im Bierkeller von Diplom Biersommelier Karl Zuser jr. zu kombinieren. Die Planungen laufen – wenn es soweit ist, dann erfahrt ihr es hier!