Trumer Brauerei Berkeley, CA – Ein österreichisches Pils auf seinem Siegeszug durch die USA
Kommt man unvorbereitet nach Kalifornien und hält die Augen offen, dann kann man schon daran glauben, dass einem der Jetlag vielleicht einen Streich spielt. An vielen Häuserwänden hängen Trumer Pils Plakate, die sogar mit dem Slogan “Einfach leben” für das Bier aus Obertrum werben. Wirklich? Nein, denn dieses Bier kommt aus Berkeley, einer Stadt zwischen Oakland und San Francisco an der San Francisco Bay, die man eigentlich nur wegen ihrer extrem guten und bekannten Universität kennt. In Berkeley ist aber auch der Sitz von Trumer International, dem US amerikanischen Ableger der österreichischen Trumer Brauerei. Grund genug mich dort anzumelden, um einmal “nach dem Rechten” zu sehen.
Mitten in einem Mischgebiet aus leichter Industrie und Handel findet sie sich dann, die “Trumer Brauerei”. Man versucht gar nicht erst den Begriff Brewery zu verwenden, sondern steht zu seinen deutschsprachigen Wurzeln und zum Begriff Brauerei – fast schon möchte man meinen, dass “Brauerei” hier so etwas wie ein Qualitätsbegriff ist. Unverkennbar dann auch das äußere der Brauerei – kein Zweifel, wir haben es mit echtem Trumer zu tun. Der Van wirkt für österreichische Augen vielleicht etwas merkwürdig, aber sonst… Eine echte Trumer Brauerei eben.
Seit 2004 wird hier Trumer Pils gebraut – und nur das! Wer also meint, dass man hier den Weg des amerikanischen Craft Beers in Richtung extremgehopfter IPAs gehen würde, der irrt. Man verlässt sich ganz auf das originale Rezept des “Trumer Pils”, so wie es auch in Obertrum gebraut wird. Zurzeit ist auch keine Erweiterung der Produktlinie geplant. Warum dann aber Berkeley? Der erste Grund, warum die Brauerei ausgerechnet hier ist ist das Wasser! Schmelzwasser aus der Sierra ist in seinen Eigenschaften dem alpinen Wasser in Obertrum derartig ähnlich, dass es nach Aussagen des Personals vor Ort nur einer minimalen Behandlung bedarf, um hier ein absolut vergleichbares Brauwasser zu erhalten. Die anderen Zutaten, wie Malz und Hopfen, werden, um auch hier nichts dem Zufall zu überlassen, aus Europa importiert – es ist also in jeder Hinsicht ein “echtes Trumer Pils”.
Letztlich hat sich das Trumer Pils aber seinen Markt in den USA selbst geschaffen. Die, gerade in der Bierbranche verbreitete, Philosophie: “think global – buy local” ist in der Bay Area besonders ausgeprägt. Viele Unternehmungen sind im Umfeld sichtbar, die genau die Abkehr vom Industriemassenprodukt erkennen lassen und ein hin zur Qualität. “Organic” (Bio) ist nur einer der Begriffe, die man hier immer wieder sieht. Und genau in diese Niesche springt auch das österreichische Bier made in USA.
Umgerechnet etwa 30 bis 35.000 Hektoliter Trumer Pils werden hier jährlich produziert und man ist noch nicht am Ende mit der Kapazität, denn noch wird hier nicht an 7 Tagen in der Woche 24h gebraut, wie das längst in vielen anderen Brauereien der Fall ist. Der Durst der Amerikaner auf “unser Bier” darf also noch wachsen. Und das tut Trumer Berkeley auch. Immerhin 15% im vergangenen Jahr und das kann noch ein wenig so weitergehen – Platz ist jedenfalls noch genug vorhanden, wenn es denn mit den Kapazitäten doch eng werden sollte.
Die Tour startet bei den Lagertanks auf dem Hof der Brauerei. Schon hier kann man sich ein ungefähres Bild vom Volumen des gebrauten Bieres machen. Wir haben es definitiv nicht mehr mit einer kleinen Brauerei zu tun – hier werden große Räder gedreht. Auf dem Weg zur Abfüllung geht es vorbei an den Filteranlagen, die ausführlich erklärt werden. Amerikanisches Bier kennt kein Mehrwegsystem. Es existiert zwar z.B. in Kalifornien ein Flaschenpfand von 5 Cent – hiervon bestreiten aber in erster Linie die “Homeless” ihr Einkommen von. Die Flaschen wirklich zurückzubringen ist hier noch nicht angekommen und aufgrund der Weite des Landes vermutlich auch ökologisch nicht wirklich sinnvoll. Insofern werden klassischerweise Kartons mit 12 Flaschen zu 0,33l angefüllt, die dann in den Verkauf gehen. Knappe 300 Lokale in der Gegend haben Trumer Pils bereits am Hahn und schenken es so frisch gezapft aus. Auch bei meinen abendlichen Besuchen in den lokalen “Liquor Stores” haben mir immer wieder Begegnungen mit Trumer beschert, je näher wir San Francisco kamen. Das Bier wird aber nicht über das ganze Land ausgeliefert. Nur die Nachbarstaaten werden bis zu einem bestimmten Grad beliefert. Sicher auch eine Folgeerscheinung der oben schon erwähnten “buy local” Einstellung. Wie viele Lokale dann aber das Bier ausschenken sieht man nicht zuletzt an den Keg Lagern und der Keg Abfüllanlage – hier ist gerade eine Erweiterung der Anlage in Planung, um die Kapazitäten in diesem Punkt deutlich zu erhöhen.
Vom “Botteling” geht es dann in das “Brewhouse” wo die Sudpfanne und sonstige Kessel auf uns warten. Leider dürfen wir hier nur einen kurzen Blick riskieren und auch die Beschreibungs unseres Führers fällt in diesem Bereich eher etwas kurz aus. Vielleicht verständlich, denn es ist inzwischen schon Feierabend in der gesamten Brauerei und auch unserem Guide ist nach einem “Feierabend Beer”, das wir dann auch gleich im Tap-Room gezapft bekommen. Nachdem ich mich als in Österreich beheimatet geoutet habe beginnen lustige Gespräche, welches Bier denn nun besser schmeckt. Natürlich schwierig zu sagen, wenn der direkte Vergleich fehlt, aber nach wenigen Schlucken kam in mir eine leichte Vermutung auf, dass das hier gebraute Bier eine Spur vollmundiger und etwas hopfenbetonter sei. Mein Eindruck wurde mir bestätigt, dass das fast immer der erste Eindruck sei, den Biertrinker, die beide Biere kennen, bekommen. Insofern war mein Eindruck offensichtlich nicht ganz falsch.
Mit einem kleinen Augenzwinkern wurde dann auch gleich darauf verwiesen, dass es durchaus Wettbewerbe in der Vergangenheit gegeben hat, bei denen die Biere sowohl aus Obertrum und Berkeley angetreten sind und wohl knapp, aber doch die Wertung im Laufe der Zeit noch zu Gunsten der Amerikaner ausgeht.
Eine Bildmappe, die Eindrücke aus Obertrum zeigt, diente dann noch ein wenig zur Begleitung der historischen Aufarbeitung dieses Bieres. Hier sah man in vielen Augen den deutlichen Wunsch doch einmal die Braustätte in Österreich kennenzulernen. Zumindest unser Guide hatte sich bereits vorgenommen in ein paar Jahren eine Tour durch Europa zu machen und dabei auch auf einen Sprung in Obertrum vorbeizuschauen. Ich bin mir sicher: “You´re very welcome!”.
Kontakt:
Trumer Brauerei Berkeley
1404 Fourth Street
Berkeley, California 94710
USA
Tel.: +1-510-526-1160
info@trumerbrauerei.com
www.trumer-international.com
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