4th European Beerbloggers Conference in Dublin – Ein Rückblick
Am vergangenen Wochenende ging in Dublin, Irland die bereits vierte „European Beerbloggers Conference“ über die Bühne. Ich hatte von dieser Veranstaltung bereits gehört, war mir aber nicht sicher, was sich nun genau dahinter verbergen würde war mir nicht so ganz klar. Insofern war es vielleicht etwas schwierig mich für eine Teilnahme zu begeistern. Einige Wochen vor der Veranstaltung bekam ich jedoch eine freundliche persönliche Einladung von Pilsner Urquell, einem der Hauptsponsoren der Veranstaltung, die ich dann gerne angenommen habe.
An insgesamt drei Tagen – von Donnerstag bis Samstag – stand Bier also ganz oben auf der Tagesordnung. Organisiert wurde die Veranstaltung, von der es auch eine US amerikanische Version gibt, von „Zephyr Adventures“ aus Colorado. Und das Programm sollte es in sich haben.
Insgesamt knapp über 60 Bierblogger aus Europa fanden sich in einer der wohl spektakulärsten Pubs der Stadt ein „The Church“. Der Name ist hierbei Programm, denn eine der vielen Kirchen der Stadt wurde in ein Pub umfunktioniert. Und zwar eins vom allerfeinsten. Hier hatten wir die „Cellar Bar“ und die „Tower Bar“ für unsere Konferenz ganz alleine. Am ersten Abend startete auch hier der Pub Crawl, der von Ruben von „Tales of the Ales“, einem irischen Blog, organisiert wurde. Insgesamt 6 Pubs wurden „abgearbeitet“ und wir bekamen einen ersten Eindruck, welchen Stellenwert offensichtlich Bierblogger in Irland geniessen. Überall wurden wir auf Fingerfood eingeladen und auch das Bier war fast immer eine Einladung des Hauses. Und dabei ging es den Lokalen sicher nicht darum jetzt positiv in einem österreichischen Bierblog erwähnt zu werden – die Tatsache, dass Craftbier zu einem Großteil auch über Vorstellungen in Blogs funktioniert, ist in Irland und auch England bereits tief verwurzelt. Details dann in ein paar Tagen. Soviel aber schon: Die Pubs sind echt eine Reise wert!
Am zweiten Tag startete dann gegen Mittag das Vortragsprogramm. Mit einem Vortrag zur „History of Beer in Ireland“ startete mit Declan Moore ein Archäeologe, der tatsächlich bei seinen Ausgrabungen und Forschungen immer wieder mit dem Thema Bier konfrontiert wurde und sogar auf „Brauereien“ der Wikinger gestoßen ist.
Im Anschluss eine meiner Lieblingsdiskussionen „Bottle versus Can“ bei der mit den meisten Mythen der Bierdose aufgeräumt wurde. Da die Diskussion nicht von einem Industrievertreter gehalten wurde, sondern von einem Brauer, der seine eigenen Erfahrungen teilte. Sicher spielte hier auch das nicht vorhandene Mehrwegsystem in Irland eine nicht zu unterschätzende Rolle, spannend war es allemal.
Und dann kamen auch ein paar Craftbrewer zu Wort. Gerade in den letzten Monaten steigt die Zahl der neu entstehenden Craftbierbrauereien rapide an. Ein Panel dieser Brauer wurde von Ruben moderiert und gerade wir „Festländer“ bekamen einen guten Einblick in die lokale Szene.
Das wahre Highlight folgte dann aber am Abend. Ein Bier-Besuch in Dublin ohne Guinness ist eigentlich unmöglich. Was dann aber dort aufgeführt wurde, das ist sicher Gegenstand eines separaten Berichts in den nächsten Tagen. Nur soviel sei schon verraten: Wir durften als erste – und vermutlich bis September einzige Gruppe – das neue Sudhaus von Guinness besichtigen. Irgendwann fragte dann ein Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand bei der Tour „Wer seid ihr eigentlich, dass Guinness das hier für Euch tut? Für Euch wurden hier alle Limits der letzten Jahre gebrochen!“. Geführt wurden wir von Guinness Master Brewer Feargal Murray – auch schon ein Zeichen für sich.
Im Anschluss gab sich dann Vaclav Berka, Senior Brewmaster aus Pilsen noch die Ehre und schlug in einer für uns gemieteten Bar mehrere Fässer unfiltriertes Pilsner Urquell an. Nach einem Tag mit fast ausschließlich dunklen Ales war ein klassisches Lagerbier bei der gesamten Gruppe der perfekte Abschluss eines langen Tages. Schön war auch zu sehen, dass selbst Feargal Murray es sich nicht nehmen lies mitzukommen, um mit seinem tschechischen Kollegen anzustoßen. Auch für ihn war unfiltriertes Pilsner Urquell nämlich etwas Neues.
Der folgende Samstag stand nach einem “Inside Look at the Irish Beer Industry” von @Beermessiah – Dean McGuinness ganz im Zeichen des Bloggens und Social Media. Nicht das es kein Bier gegeben hätte, aber jetzt standen Facebook, Twitter und Google+ im Vordergrund. Auch hier wurde neben der Informationsvermittlung teilweise sehr kontrovers diskutiert.
Von WordPress.com waren ebenfalls zwei Vertreter als Vortragende eingeladen und überraschten zum Beispiel mit der Tatsache, dass 21% aller Webseiten inzwischen auf WordPress basieren. Hätte ich auch nie gedacht. Und die Jungs stellten dann aber nicht nur neue Tools vor sondern hatten auch Zeit sich mit jedem einzelnen Blogger hinzusetzen, um Optimierungen an seinem Blog vorzunehmen. Das nenne ich mal wirklich Service am Kunden eines kostenlosen Produkts.
Und schon wieder mussten die Tschechen ran, denn Pilsner Urquell lud zum Barbeque auf die Terrasse ein. Ribs, Burger, Shrimps und vieles mehr vom Grill war dringend erforderlich, um die Grundlage für den weiteren Tag zu schaffen. Braumeister Vaclav Berka allerdings lehnte sich entspannt zurück, jetzt war es an uns die Fässer anzuschlagen. Er unterhielt die Gruppe allerdings schon fast im Stil eines Entertainers mit seinen Anekdoten und Späßen und stand für alle für einen Plausch zur Verfügung. In so einer entspannten Atmosphäre trifft man diese Größen der Brauindustrie auch selten.
Auch ich versuche ja mit proBIER.tv ein wenig Video in meinen Blog zu bringen. Ich bin aber gegen den nun folgenden Vortragenden Bierblogger Tomasz Kopyra aus Polen ein echter Winzling. Über 30.000 Follower auf Youtube und mehrere tausend auf Facebook, der Blog http://blog.kopyra.com/ mit fast 3 Millionen Zugriffen pro Monat. Das löst schon ein echtes Wow! aus. Tomasz versuchte ein wenig die Hintergründe seines Erfolges zu erklären – so ganz um ehrlich zu sein glaube ich versteht er seinen Erfolg dann auch nicht wirklich. Aber auch ich habe viel mitgenommen und vielleicht wird proBIER.tv das ja in naher Zukunft zeigen.
Nach so vielen Vorträgen war es aber wieder an der Zeit sich mit irischem Craft Bier auseinanderzusetzen. Eine „Irish Craft Beer Reception“ von Beer Ireland gab einen Einblick in die Szene, denn auch hier waren viele Brauereien anwesend und die Brauer standen Rede und Antwort.
Das Abendessen wurde von der Franciscan Well Brewery gesponsort, die mit einem Foodpairing nicht nur ihre Biere präsentierte sondern auch einen Abriss ihrer noch recht jungen Geschichte gab. Interessant ist diese Brauerei auch deshalb, weil durch sie Einkaufskonditionen bei Lieferanten verhandelt werden, die diese dann allen Craftbier Brauereien des Landes zur Verfügung stellt. Sicher ein seltenes aber nachahmenswertes Modell.
Die Abschlussparty gestaltete dann die “Carlow Brewing Company”, die mit ihrer Marke O´Haras auch auf dem Craftbier Fest Wien vertreten war. Chef und Eigentümer Sheamus O´Hara stand natürlich auch für ein Gespräch bei Bier zur Verfügung. Spannend aber auch, dass man eine Ideensammlung an dem Abend startete, die in einem „Bloggers Collaboration Brew“ enden soll. Was daraus wird, da bin ich schon mal sehr gespannt.
Drei spannende Tage in Dublin gingen am Sonntag in der Früh mit unserem Heimflug zu Ende. Stoff für einige Berichte in den nächsten Tagen ist gewiss. Auch glaube ich einiges an Features mitgenommen zu haben, die in den nächsten Wochen und Monaten in meinen Blog einfließen werden. In 2015 findet diese Konferenz vermutlich in Brüssel oder Prag statt. Ich bin sicher wieder dabei – das war echt klasse!