Die Geburtsstunde der Toten Tânte
Also etwas spooky war es vergangene Woche schon, als ich ins Hawidere, in der Ullmannstrasse in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus kam. Ganz entgegen dem sonstigen Ambiente war es eher düster und dunkel. Kerzen standen auf dem Tisch. Alle waren in schwarze Kleidung gekleidet. Hier sollte doch eine Bierpräsentation am Abend stattfinden. War ich falsch?
Mit nichten! Denn nach dem Domrep Pils mit Bierol, dem Burgen mit Thornbridge, dem Sauer?Lump! mit dem Brauwerk Wien stand die Präsentation des nunmehr vierten Bieres der Collabs Brewery Wien auf dem Programm. Hinter der Brauerei, die sich auf die Kollaboration mit anderen Brauereien spezialisiert hat, steht Braufrau
Dominique Schilk und der “Kowara” des Hawidere Adalbert “Bertl” Windisch. Und die Namen mit denen man zusammen gebraut hat, die lesen sich schon wie das Who is Who der wilden Craftbier Szene. So ist es dann aber auch wenig verwunderlich, dass für den neuen Wurf auch ein international bekannter Name mt verantwortlich zeichnet.
Mit Naparbier aus Barcelona hat man für das aktuelle Bier sicher einen der Szene Shootingstars auf der iberischen Halbinsel für einen Gemeinschaftssud begeistern können. Für Craftbier Fans aus der ganzen Welt ist bei einem Barcelona Trip ein Besuch im NaparBCN – wie das Lokal der Brauerei heißt – erste Bürgerpflicht. Mit den Spaniern sollte es nun an ein gemeinsames Bier gehen. Nach Pils, einem Sour Red und einer Berliner Weißen – was sollte hier logisch anschließen? Um die Spannung gleich wieder aufzulösen: Es ist ein Milk Stout geworden. Allerdings nicht ohne dem Bier den “Austrian Twist” zu geben. In diesem Fall passierte es mit heimischem “STROH 80” Rum. Also nicht nur zum Backen – auch zum Brauen taugt dieses Produkt.
So waren dann neben den oben genannten Protagonisten der Brauerei auch der Geschäftsführer von STROH Austria Harold Burstein und sein Marketing Chef Dominik Mattes extra gekommen, um zu sehen, was man da in Spanien zusammengebraut hat.
Eines blieb aber den gesamten Abend offen: Wieso eigentlich Tote Tânte? Wie kommt man auf solch einen Namen?
Gelegenheit das noch einmal nachzufragen haben Interessierte schon am kommenden Dienstag, dem 21.03.17 im Brandauers Bierstube in Hietzing. Das Collabs Brewery Team übernimmt an diesem Abend nämlich im Zuge eine “Tap-Takeovers” die Zapfhähne des Lokals. Also eine gute Gelegenheit dieses Bier, das es im Moment nur vom Fass gibt, zu probieren.
Dabei überzeugt bei dem Bier nicht nur der extrem weiche Antrunk und die herrliche Röstaromatik des Stouts, die Schokonoten und ja, dann kommen auch die leichten Rumnoten zum Zuge, die dann entfernt ein wenig an Lumumba auf der Skihütte erinnern. Die Milchsäure gerät in Summe etwas in den Hintergrund, was dem Bier aber in keinster Weise einen Abbruch tut. Auch wenn man ältere Damen nicht gerne auf ihr Gewicht anspricht,
aber mit 6,5% Vol. Alkohol ist die Dame auch kein echtes Leichtgewicht mehr. Und bis auf die Rumnote merkt man ihr den Alkohol auch gar nicht an. Ein kleines bisschen hinterhältig ist die Gute dann auch noch.
Musikalisch untermalt wurde der Abend, durch den Günther im Stile eines Laienpredigers den Abgesang auf die Tote Tânte hielt, von “Christian und Michael”, die trotz des traurigen Anlasses ihre “Emotionale Rock- und Showband” daheim gelassen hatten. Stimmgewaltig, ausdrucksstark und textlich selten über der Gürtellinie war auch hier stillistisch den Nagel auf den Kopf der Trauerfeier getroffen. Und auch Christian dürfte das Bier beim singen durchaus geholfen haben. Es war mal wieder die typisch explosive Mischung eines Abends im “letzten Wohnzimmer Wiens”.
Es soll aber nicht vergessen werden, dass auch diese Tote Tânte – wie jede gute ältere Dame – ein großes Talent für Süßspeisen besitzt. Kaum war das erste bzw. zweite Glas getrunken wurde der Trauergesellschaft noch ein Tiramisu serviert, das mit der Toten Tânte zubereitet wurde. Ein süßer Leichenschmaus at its best.
Der Toten Tânte sei der gleiche Erfolg gegönnt, den seine Vorgänger schon hatten. Mit bleiben nur zwei Wünsche offen: Eine CD von Christian und Michael und die Tote Tânte in der Flasche auch für daheim. Beide Wünsche, so munkelt man, sollten in Kürze in Erfüllung gehen.
Wir sehen uns am Dienstag!