1. Home
  2. proBIER Aktuell
  3. Familienunternehmen heizt internationalem Braukonzern in Wieselburg ordentlich ein
Familienunternehmen heizt internationalem Braukonzern in Wieselburg ordentlich ein

Familienunternehmen heizt internationalem Braukonzern in Wieselburg ordentlich ein

0

Großunternehmen sind im Zuge internationaler Nachhaltigkeitsbestrebungen und Klimainnovationsprojekte immer stärker gefordert als die “Kleinen”. Das solche Kooperationen aber zum einen von einem “Kleinen” Unternehmen mit großer energetischer Wirkung bei einem “Großkonzern” sein können, dass haben jetzt die WIBEBA Holz und die Brauunion AG in Österreich unter Beweis gestellt.

Eröffnung Heizkraftwerk WieselburgBier zu brauen ist ein energieintensiver Prozess. Zum einen wird die Würze über längere Zeit bei hohen Temperaturen gekocht – zum anderen sind dann Gär- und Lagertemperaturen bei einstelligen Graden erforderlich. Energetisch laufen diese Anforderungen völlig konträr – “Was ich erst heiß gemacht habe, muss ich dann lange kühl halten”. Energie, welche die Wieselburger Brauerei lange Zeit zu großen Teilen aus dem fossilen Brennstoff Erdgas gewonnen hat.

Da man sich mit seinem Produkt, dem Bier aber nicht nur der Geselligkeit sondern auch der Gesellschaft verpflichtet fühlt, sind Produktionsmethoden, die im Einklang mit  modernen sozialen und ökologischen Herausforderungen gebracht werden, Ziele des Unternehmens. Kurz gesagt: “Die Bierproduktion der Brauunion soll in energetischer Hinsicht noch effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden.”

Eröffnung Heizkraftwerk WieselburgAm 13. Februar 2014 wurde eines der jüngsten Projekte in dieser Richtung in der Wieselburger Brauerei der Brauunion Österreich AG offiziell eröffnet. Im Bereich der Wärmegewinnung werden zukünftig mindestens 50% der benötigten Primärenergie statt aus fossilem Erdgas nun aus einem lokalen Wärmekraftwerk in der unmittelbaren Nachbarschaft bei der WIBEBA Holz bezogen.

In nur 300m Entfernung betreibt die WIBEBA Holz ein Laubholzsägewerk in dem schon lange ein eigenes Biomassekraftwerk betrieben wurde. Dies allerdings nur zum Eigenbedarf im Produktionsprozess der Holzverarbeitung. Insbesonders in den Sommermonaten gab es hier nicht unerhebliche Probleme, da dem betriebseigenen Kraftwerk die Abnehmer fehlten, um einen störungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Auch liess sich der bisherige Kessel deshalb auch zu großen Zeitanteilen des Jahres nicht mit einem optimalen Wirkungsgrad betreiben. So war es dann auch Junggeschäftsführer Ing. Markus Sunk, dem bei einem der sommerlichen Störungseinsätze den Rauchfang der Brauerei ins Auge und damit die Idee zu einem “Nahwärmeprojekt” in den Schoß fiel.

Mit Wieselburger Braumeister DI Christian Huber fand er schnell einen der Idee sehr aufgeschlossenen Gegenpart beim “Nachbarn”. Da man bei der Brauerei in den letzten Jahren aber bereits in die Gebäudetechnik mit Niedertemperatur Heizsystemen und Fußbodenbeheizten Lagerhallen entsprechende Techniken eingeführt hatte, waren die baulichen und technischen Voraussetzungen in der Brauerei bereits ideal. Eröffnung Heizkraftwerk Wieselburg - RundgangBereits durch diese Maßnahmen zur Nutzung der Sudhausabwärme zählte die Wieselburger Brauerei schon zu den energieeffizientesten Betrieben der Branche. Internationale Branchenwettbewerbe im Rahmen von Energie–Benchmark-Studien in Brauereien platzierten die Wieselburger bereits damals schon unter die besten 5%.

Neben der Energiebilanz durfte natürlich auch der Energieträger nicht ausser Acht gelassen werden. Mit Erdgas war man hier bislang nicht mit einer “Erneuerbaren Energiequelle” unterwegs. Dank der Initiative der WIBEBA Holz konnte nun dieser Schritt ebenfalls in Angriff genommen werden, um das Langfristziel einer CO2-Neutralität zu erreichen.

Für ca. 50% des Energiebedarfs der Brauerei war das vorgeschlagene Konzept mittels der Versorgung mit gespanntem Dampf und Fernwärmekoppelung aus dem Biomassekraftwerk eine Ideale Lösung. Für Braumeister DI Christian Huber ist klar, dass “mit diesem Projekt die Brauerei Wieselburg einen Meilenstein in Richtung nachhaltiger Bier-Produktion gesetzt hat.“

Energielandrat Eröffnung Heizkraftwerk WieselburgBei den Grußworten machte der niederösterreichische Energie-Landesrat Dr. Stephan Pernkopf  – beiden Unternehmen als Hobbytischler und Bierliebhaber persönlich äußerst verbunden – mit einem Augenzwinkern klar, dass es mit der Innovationskraft dieses Projektes gelungen ist, dass ein Wieselburger Familienbetrieb einem internationalen Braukonzern “so richtig einheizt” – und das über die Stadtgrenzen von Wieselburg hinaus. Auch nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten sondern auch aus streng wirtschaftlichen Gründen macht ein solches Projekt Sinn. Pernkopf erinnerte daran, dass sich in den letzten 10 Jahren der Erdgaspreis mehr als verdreifacht hat.Eröffnung Heizkraftwerk Wieselburg - Rede GD Liebl

Auch Brauunion Generaldirektor DI Markus Liebl, der sich lieber “Hausmeister” als “Hausherr” in Wieselburg nennen lassen wollte, reflektierte noch einmal über die Grenzen von Wieselburg hinaus und nannte im Rahmen der gesamten Nachhaltigkeitsstrategie der Brauunion auch Energie-Projekte wie in Göss, die nicht mehr nur Leuchtturmcharakter haben sondern fester Bestandteil der Konzernstrategie sind. Auf das nach wie vor Ambivalente Verhältnis von Wein- zu Biertrinkern angesprochen hob Liebl nochmals voller Stolz hervor, dass man mit 108 Litern im pro Kopf Verbrauch in Österreich immer noch weltweit auf Platz 2 rangiere. Und ein mögliches Expansionsvolumen hat er mit leichter humoristischer Ader auch schon ausgemacht, denn aus seiner Sicht liesse sich dieser statistische Wert in Gesamtösterreich noch verbessern, wenn im Burgenland etwas weniger Wein und dafür mehr Bier getrunken würde.

Das neue Kraftwerk liefert nun ca. 2,5 MW thermische Energie von denen ca. 1/3 auf dem Gelände der WIBEBA Holz verbraucht und 2/3 an die Brauerei geliefert werden. In Spitzenzeiten  – sprich an den drei Brautagen in der Woche – werden so bis zu 3,3 to Dampf/h an die Brauerei geliefert. Die Befeuerung erfolgt dabei ausschliesslich aus Resten, welche bei der Holzproduktion angefallen sind.

Segnung Eröffnung Heizkraftwerk WieselburgNach einer Segnung durch Dechant Msgr. KR Mag. Franz Dammerer wurde den Festgästen die Anlage noch bei einem Rundgang technisch näher erläutert bevor der Abend bei einem gemütlichen und geselligen Abendessen im Braumuseum zu Ende ging.