Braujuwel dem leider etwas der Mut fehlt – Stiegls Pale Ale
Das erste bundesweit im Einzelhandel verfügbare “Pale Ale” Österreichs kommt von Stiegl aus Salzburg. Was für ein Tag für die heimische Brauszene möchte man denken und freut sich wirklich, dass nun Bierstile in den Mainstream einbrechen, die eben bis vor wenigen Monaten noch quasi der Craftbier-Szene vorbehalten waren.
Dabei ist Stiegl ja grundsätzlich als Großbrauerei in diesem handwerklichen Segment gut aufgestellt. Seit über 20 Jahren sind die “Stiegl-Hausbiere” fester Bestandteil des Sortiments und nicht zuletzt beim World Beer Cup hat man sich auch mit Preisen und Auszeichnungen immer wieder einen Namen in Sachen “handwerklicher Braukunst” gemacht. Umso größer also das Grinsen, als nun ein “Pale Ale” zwischen “Goldbräu” und “Sport-Weisse” auftaucht. Obergärig brauen kann man ja in Salzburg – das hat man mit den Weißbieren bereits unter Beweis gestellt.
Das jetzt vorgestellte und limitierte “Pale Ale” kommt aus der “Braujuwelen” Serie, die ebenfalls regelmäßig – zuletzt mit einem Schwarzbier – Bierspezialitäten aus Salzburg bezeichnet.
Nur sehr leicht opal kommt dieses Ale ins Glas und strahlt mit einer Bernsteinfarbe, die eine kräftige orangene Note mitbringt entgegen. Mittelporiger, ebenfalls leicht cremefarbener Schaum bildet sich mit durchschnittlicher Intensität und Stabilität. Fruchtig aromatische Noten finden neben leichter Honigsüße direkt den Weg in die Nase – Zitrusfrucht von Orange und Zitrone.
Im Antrunk dann eher unerwartet leicht mit vordergründig zitrusfruchtigen Aromen wie schon im Aroma. Entfernte leiche Alehefenoten. Nur sehr schwach ausgeprägtes Mundgefühl.
Angenehme Karbonisierung mit leichter Bittere im Mittelteil. Mit wenig Körper um getreidige, leicht malzig süße Noten geht es weiter. Der Honig meldet sich noch einmal kurz zurück ohne jedoch wirklich etwas an Komplexität beitragen zu können. Eine sanfte Hopfenbittere bildet sich aus und ergänzt die zitrusfruchtigen Noten schön.
Im Nachtrunk dann wenig Spektakuläres, lediglich die Bittere gewinnt etwas an Intensität ohne jedoch wirklich dominant zu werden und verdrängt die süßeren Noten.
Allen in allem ein Bier bei dem ich mir deutlich mehr Komplexität und Charakter erwartet hätte. Sicher war die Erwartungshaltung hoch und die “Fallhöhe” entsprechend. Sicher kein schlechtes Bier, aber hier ist einfach die Handbremse beim Mut nicht wirklich gelockert worden. Das Grundkonzept stimmt, aber man hätte sicher immernoch sehr “Massenkompatibel” ein tolles Pale Ale mit einem Vielfachen an Komplexität machen können, das sicher – gerade weil es sich um eine limitierte Auflage handelt – den WOW-Effekt an viele Bierliebhaber gebracht hätte.
| proBIER-Wertung: |  .. |
| Alkohol: | 5,0 Vol% |
| Stammwürze: | 12,0 °P |
| Trinktemperatur: | 6 – 8 °C |
| Bierstil: | Pale Ale |
| Anschrift: | Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH |
