Das Flüssige muss ins Durchsichtige – Das richtige Glas für´s Bier
Gleich zu Beginn dieses Beitrages sollten wir uns über eines einig sein: Ein Bier wird aus einem Glas genossen. Das bedeutet nicht, dass man Bier nicht aus der Flasche trinken kann, aber mit “Genuss” hat das wenig zu tun. Und wir wollen uns schliesßlich hier damit beschäftigen, wie ein Glas – besser: das richtige Glas – den Genuss eines Bieres unterstützen und vielleicht sogar verbessern kann.
Jeder Bierstil hat seine Eigenheiten und das Glas ist nun dazu da, diese Eigenheiten hervorzuheben und zu unterstützen. Insofern macht es durchaus erstmal Sinn, dass es für verschiedene Biere auch unterschiedliche Gläser gibt. Welche das im Detail sind, damit werden wir uns in den nächsten Tagen und Wochen immer wieder beschäftigen. Diese Liste wird sich immer weiter aufbauen und regelmäßig um neue Bierstile und Gläser ergänzt werden.
Aber natürlich gibt es Dinge und Aussagen über Biergläser, die es grundsätzlich zu beachten gilt, wenn sie denn stimmen. Schauen wir mal genauer hin:
- “Je feiner ein Bier, desto feiner und dünner muss auch das Glas sein”
Die Lippe nimmt unweigerlich Temperatur und Geschmack vom Glas auf. Je breiter und dicker nun der Mundrand des Glases ist, desto stärker tritt diese Komponente beim Biertrinken ins Geschmacksbild ein. Feinere Biere sollten daher aus so dünnwandigen Gläsern wie möglich getrunken werden. - “Bauchige sich nach oben verjüngende Gläser bündeln die Aromen des Bieres”
Mit ein Grund warum Bier nicht selten bei Verkostungen aus Weingläsern gereicht wird ist genau dieser Effekt. Der obere Spiegel des Bieres ist an der breitesten Stelle des Glases und entfaltet dort seine Aromen, die im Glas aufsteigend aufgrund des abnehmenden Durchmessers konzentriert werden. Es ist nur darauf zu achten, dass nicht zu viel in das Glas eingeschenkt wird, um diesen Effekt nicht zu zerstören. - “Gläser, die hoch und schmal sind halten Kohlensäure und Schaum besser”
Zumindest erlauben sie es der Kohlensäure sich besser zu entfalten und auf dem (längeren) Weg durch das Glas mehr Schaum zu erzeugen. Das Bier hat so länger Schaum. - “Gläser dürfen nur von Hand gespült werden”
Schlimm wenn das so wäre, zumindest in der Gastronomie. Der Grund hinter dieser Aussage liegt darin, dass – auch bei Maschinenreinigung – auf keinen Fall Spülmittelreste (z.B. Tenside) im Glas verbleiben dürfen, die dem Bierschaum den Gar ausmachen würden. Gleiches gilt für Fettrückstände. Daher grundsätzlich nur wenig bis kein Spülmittel verwenden und Gläser getrennt von anderem Geschirr (z.B. fettige Teller) spülen. Egal ob mit der Hand oder in der Maschine. - “Gläser mit großer Wandstärke halten das Bier länger kühl”
Ja, wenn und das ist meist nicht der Fall, das Glas beim Einschenken schon die richtige Temperatur hatte. Zur warme Gläser entziehen nämlich dem Bier schnell die Kälte und wärmen es auf. Insofern sind zuhause dünnwandigere Gläser meist die bessere Wahl.
Die Tulpe zählt sicher gerade in Deutschland zu den verbreitesten Gläsern im Bierbereich. Mit ein Grund hierfür ist sicher, dass Pils eines der Biere ist, die sehr gerne aus dieser Glasform getrunken werden. Die Tulpe gibt es üblicherweise in den Größen zu 0,5 l und 0,3 l. Nicht ganz so häufig, aber dennoch gelegentlich anzutreffen sind die 0,4 l Tulpen. Darunter oder darüber spielt sich “tulpenmäßig” nichts ab.
Die Tulpe hat ihren Namen natürlich nicht zufällig, sondern es erinnert an die gleichnamige Blume. Charakteristisch ist die bauchige, fast runde Form, die sich dann nach oben hin verjüngt, um sich vor dem Mundrand dann noch einmal zu öffnen. Unten meist ein mehr oder weniger kurzer Stil mit breitem Fuß.
Das Glas ermöglicht es, dass sich Aromen in dem bauchigen Volumen entfalten können, die Verjüngung diese dann etwas konzentriert und dann dort wo Lippen und Nase hinkommen wieder entspannt. Der so entstehende Glasrand ist auch für die Lippen angenehm beim trinken. Die Öffnung ist daneben aber auch mitverantwortlich für eine schöne Schaumbildung. Nicht zuletzt deshalb eignet sich die Tulpe für eine Vielzahl unterschiedlicher Biersorten.
Typische Bierstile, die aus Tulpen getrunken werden sind neben dem bereits genannten Pils, Belgische Ales, Stouts und Schwarzbiere.
Im Falle des Pilsbieres sind es natürlich die herberen Hopfennoten, die durch die Glasform begünstigt werden. Bei Stouts dann eher die malzigeren rauchigeren Töne.
Lange schlanke Gläser z.B. für Pilsbier gibt es in verschiedenen Ausführungen. Einerseits sehen manche dieser zylindrischen Gläser wie zu groß geratene Kölschgläser aus, die es ja eigentlich klassischerweise nur bis 0,2l gibt, und dann die Cup-Gläser. Die Größe für diese Biergläser sind üblicherweise meist 0,3l bzw. 0,5l.
Auch bei diesem Glas ist die lange schlanke Form das entscheidende Merkmal für die Eigenschaften des Glases. Die Kohlensäure legt hier einen längeren größeren Weg durch das Bier zurück, kann sich großflächig entfalten und hält das Bier gefühlt länger frisch.
Bei der Stange sowieso aber auch bei dem Cup auffällig, dass sich das Glas nach oben hin nur relativ wenig öffnet. Die Oberfläche des Bieres, die dem Sauerstoff der Umwelt ausgesetzt ist, ist recht gering, so dass das Bier seinen Schaum auf eine nur geringe Fläche ausbilden kann bzw. muss und so optisch länger attraktiv bleibt.
Diese Form der Gläser hat kaum Eigenschaften, die in der Lage sind die Aromen des Bieres positiv zu unterstützen.
Durch die verhältnismäßig geringe Öffnung des Glases rinnt das Bier auch schnell und schmal von der Zungenspitze in den Mund. Bitterstoffe des Hopfens entfalten sich so erst später, dann aber im gesamten Mundraum. Man kann die Biere aus dieser Glasform so deutlich schneller trinken, weshalb die Gläser von Biergeniessern ab und zu auch als „Durstlöscher-Gläser“ bezeichnet werden.
Für Weißbiere (auch Weizenbiere) gibt es sehr typische und auffällige hohe, geschwungene Gläser. Diese Gläser fassen in der Regel 0,5 Liter. Es gibt besonders in der Gastronomie auch kleinere Weißbiergläser in 0,3 Liter, die aber insbesondere im süddeutschen Raum politisch wenig korrekt und abfällig als “Tuntenweizen” oder “Weiberweizen” bezeichnet werden.
Die hohe Form des Glases bietet dem Schaum ausreichend Platz sich zu entfalten. Ein mit wenig oder kaum Schaum gezapftes Weißbier gilt in Bayern quasi als Totsünde.
Die nach oben sich wieder verengende Glasform verdichtet den Schaum.
Die lange schlanke Form des Weißbierglases ermöglicht es der Kohlensäure sich gut zu entfalten und hält das Bier spritzig.
Meist besitzen Weißbiergläser einen dickeren festen Glasboden, da man traditionell mit Weißbiergläsern am Boden anstößt. Dieser Brauch macht strenggenommen nur bei Hefeweißbieren Sinn, da man so die sich am Boden abgesetzte Hefe wieder aufwirbeln will.
Beim Weißbier ist aufgrund des hohen Kohlensäuregehalt auf langsames Einschenken zu achten, da Weißbiere sonst leicht überschäumen. Beim Einschenken aus der Flasche werden Glas und Flasche nicht selten fast horizontal gehalten.
Kaum ein Bierglas dürfte so mit Volksfesten wie dem Oktoberfest verbunden sein, wie der Maßkrug oder wie es im bayerischen richtig heißt: Die Maß.
Bei “der Maß” handelt es sich strenggenommen um ein Volumenmaß von genau 1,069 Litern. Der Einfachheit halber wurde beim Bier dann “die Maß” auf einen Liter festgelegt. Bei Volksfesten wie dem Oktoberfest, der Cannstadter Wasn oder auch dem Wiener Oktoberfest im Prater wird es mit dem “Liter” Bier ohnehin nicht so sehr genau genommen.
Früher hatte man da auch ohnehin kaum eine Chance den Füllstand im Krug zu kontrollieren, denn bei den tönernen Maßkrügen war es ohnehin fast unmöglich den Füllstand zu kontrollieren. So ist letztlich der Konsumentenschutz mit ein Grund, dass zunehmend gläserne Krüge verwendet werden. Natürlich sind aber auch die industriell gefertigten Glaskrüge deutlich preiswerter herzustellen, als es bei den Tonkrügen der Fall war.
Wer in Bayern “Oa Mass” bestellt, der hat gleichzeitig “Helles Bier” bestellt. Gibt der Gast keinen anderen Wunsch bekannt, so gilt dies in Bayern für ein Helles. Eine “Radlermass” ist dann bekanntermaßen eine Mischung aus Zitronenlimonade und hellem Bier. Die Stärke der Mischung beim Radlermaß wird nicht selten in “Augen” angegeben. Die Glasaugen geben dem Maßkrug seine typische Form und verleihen ihm Stabilität. Ein “Einäugiger Radler” würde dem Wirt einen Hinweis auf den Anteil an Limonade geben. Zwei bis Drei Augen wären ein “normaler Radler” mit 60% Limonade.
Mit Biergenuss hat der Maßkrug recht wenig zu tun. Das liegt einerseits an seiner recht wuchtigen Erscheinung und dem hohen Gewicht von ca. 1,3 Kilogramm, andererseits aber sind die Biere, die in ihm ausgeschenkt werden selten echte Gourmetbiere. Festzeltbiere in Bayern haben meist einen geringeren Alkoholgehalt und eine verminderte Stammwürze. So ist auch ein weniger trinkfester Gast in der Lage mehrere Maß zu trinken, bevor erste alkoholbedingte Ausfallerscheinungen eintreten.
Natürlich wird so auch die Frequenz verringert in der die Bedienung für Nachschub sorgen muss. Natürlich trägt dies nicht gerade dazu bei, dass die Trinktemperatur im Glas sich im idealen Rahmen bewegt, sondern an heißen Sommertagen wird hier schnell ein wenig erträgliches Maß erreicht.
Ziemlich genau ein Jahr ist es nun her, da kam in den USA ein Glas auf den Markt auf das ich, seit ich davon gehört hatte, wirklich scharf war.
Das hatte zwei sehr simple Gründe: Zum einen mag ich es Biere aus zum Bierstil passenden Gläsern zu trinken. Zum anderen bin ich ein erklärter Fan von India Pale Ales aus den USA. Und genau hier war ich schon länger auf der Suche nach einem “passenden” Glas. Nicht das ich meine IPAs sonst aus Weizenbiergläsern hätte trinken müssen, aber die Pint Gläser, die ich sonst hier zum Einsatz bringe, die haben eben nicht wirklich “das Gewisse etwas”.
Eine Einzige Alternative war für mich bislang das “Teku” Verkostungsglas von Rastal, das nicht nur mir bei Bierverkostungen bislang immer gute Dienste geleistet hatte. Mit diesem Glas ist es erstmalig gelungen ein hochwertigen Bieren gerecht werdendes Glas einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Mitverantwortlich hierfür dürfte sein, dass es sich auf vielen Bierveranstaltungen, wie der “Braukunst-Live” oder “The Leading Beers”, als Standardglas etabliert hat. Die Biergemeinde hat dies goutiert und fast auf jedem zweiten Bierfoto ist dieses Glas zu erspähen.
So gut ich dieses Glas finde, es ist auf den genannten Veranstaltungen ein Glas, das scheinbar für jedes Bier verwendet werden kann und wird. Ein Glas zum Verkosten kleiner Proben, aber eben kein “echtes” Bierglas für den Inhalt einer ganzen Flasche. Eines muss man diesem Glas aber zu Gute halten, es hat vielen Bierliebhabern eine Tür geöffnet. Die Tür in Richtung Verständnis, dass zu einem speziellen Bier(stil) eben auch ein spezielles Glas gehört.
Womit wir wieder bei meiner Vorliebe zu IPAs wären. Ein spezielles IPA Glas war mir bis Anfang des letzten Jahres nicht bekannt. Bis sich zwei der wirklich großen Craftbierbrauer in den USA daran gemacht haben “mein Glas” zu entwickeln. Genauer waren es Sam Calagione von Dogfish Head und Ken Grossman von Sierra Nevada. Mit dabei war die deutsche Firma Spiegelau, die mit ihrem Glas know-how bei diesem Projekt beteiligt war. Gemeinsam führte man eine Reihe von Design- und Verkostungsworkshops durch und schränkte immer mehr die Formen und Designs ein, die für IPAs in Frage kamen. Am Ende bei der finalen Verkostung aus 8 Prototypen Anfang Februar 2013 in New York, fiel die Wahl auf das Glas mit der “Nummer 6”. Das IPA Glas von Spiegelau.
Leider war es mir hier in Wien nicht möglich diese Gläser zu bekommen – verständnislose Gesichter von Verkäuferinnen, die gerade nach einem “IPA Glas” gefragt wurden, kannte ich schon auswendig. Durch einen Kontakt zu Spiegelau war es mir jetzt aber möglich diese Gläser zu bekommen und zusammen bei einer Verkostungsrunde des ÖBWSV am 4.Januar 2014 einem “Livetest” zu unterziehen. Es war nicht leicht so lange zu warten, denn auch ich wollte das Glas an diesem Abend unvoreingenommen “zum ersten Mal” probieren.
Bei der Optik waren wir uns erstaunlicherweise in einer Assoziation einig. Das Glas erinnert auf den ersten Blick entfernt an die grünstieligen Römergläser für Wein. Eine Verbindung, die den Herren aus den USA sicherlich fremd gewesen sein dürfte, aber witzigerweise hatten wir alle den gleichen Gedanken, der aber keinesfalls negativ belegt sein soll. Die Form des Glases ist aber jedenfalls sehr auffällig anders als ein klassisches Bierglas. Ein nicht zu breiter, gewellter Fuß, der genug Raum für einen Blick auf das Bier bietet.
Auch bei der Haptik waren wir uns wieder einig: Das Glas ist leichter als man es vermuten würde, viel leichter sogar. Es liegt sehr gut in der Hand, nicht zuletzt auch aufgrund der hierfür praktischen Formgebung des Fußes. Das Glas fühlt sich wertig an und klingt gut. Obwohl das Glas sehr leicht ist wirkt es nicht wirklich dünn – auch wenn es das natürlich in gewisser Weise sein muss. Der Mundrand ist schön fein gestaltet aber nicht zu dünn. Im Vergleich zum Teku ist das Glas hier noch spürbar dünner und zarter ohne aber zerbrechlich zu wirken.
Auch wenn ich es natürlich vorher gelesen hatte: Jetzt wird die Form des Fußes deutlich. Die Rippen erzeugen hier eine Belüftung des Bieres und die Kohlensäure beginnt intensiv mit der Schaumbildung. Dies ist übrigens nicht nur beim Einschenken der Fall sondern interessanterweise auch, wenn das Glas beim trinken circa halb leer ist. Die Rippen sorgen so für ein kleines wiederaufleben des Schaums – alles in Maßen versteht sich.
Auch bei dem IPA Glas kommt die bauchige, sich nach oben verjüngende Form den Aromen und somit der Nase zu Gute. Die Belüftung durch die Rippen tut dabei ihren Teil. Jedenfalls ist es so, dass man im direkten Vergleich mit einem einfachen Pint Glas den Eindruck gewinnt, dass man zwei unterschiedliche Biere trinkt. Klar, das Pint Glas “bündelt” die Aromen ja auch nicht – im Gegenteil. Diesen positiven Effekt hat das Glas allerdings nicht exklusiv. Im direkten Vergleich mit einem Teku Pokal hat das Spiegelau Glas in dieser Disziplin aber aus meiner Sicht die Nase vorne, was an der Rippenform liegen dürfte.
Nachdem es ja kein Geheimnis bei Bierfreaks mehr ist, dass die Nase “mittrinkt”, kann man sicher sagen: “Ja, dieses Glas schmeckt man!”. Auch hier liegt es vielleicht nicht speziell an diesem Glas und möglicherweise ist auch dies ein Effekt, der mit einem Weinglas auch zu erreichen wäre. Aber die feine Haptik, zusammen mit dem zarten Mundrand und dem Aromaeffekt machen auch dieses Glas zu einem echten “Aromenverstärker”. Insofern kann das Glas seine Vorzüge bei intensiv aromatischen Bieren besonders gut zur Geltung bringen.
Das Glas ist aus meiner Sicht das perfekte Glas, um eine ganze Flasche bzw. ein frischgezapftes Glas IPA zu trinken. Seine Vorzüge kann es klar bei aromareichen Bieren ausspielen – insofern ist das Einsatzgebiet keineswegs auf IPAs beschränkt. Auch von der Optik her ist das Glas ein echter Hingucker und hebt sich sowohl von klassischen Pintgläsern als auch von langstieligen Gläsern ab.
Es konkurriert aber nach meinem Empfinden in keinster Weise mit dem “Teku”-Verkostungsglas, welches für wesentlich kleinere Biermengen gemacht wurde und auch nur bei diesen Kleinmengen seine Eigenschaften ausspielen kann. Bei mir zu Hause hat das Spiegelau IPA-Glas die Pintgläser nicht arbeitslos gemacht, aber India Pale Ales trinke ich ab jetzt lieber aus diesem Glas.
“Jeder Topf hat seinen Deckel” sagt ein altes Sprichtwort und getreu diesem Motto dürfte sich der Glashersteller Spiegelau zum Ziel gesetzt haben dies auch für Biergläser umzusetzen. “Jeder Bierstil hat sein eigenes Glas” könnte dann die Übersetzung lauten.
Klassische Gläser für Pils, Weizen, Lager, etc. gibt es von allen Glasherstellern in den unterschiedlichsten Interpretationen. Neu sind Gläser für Bierstile, die hauptsächlich in der Craftbier Szene anzutreffen sind. Hier hat Spiegelau vor über einem Jahr den ersten Schritt mit seinem IPA Glas gemacht. Dieses Glas wurde zusammen mit zwei amerikanischen Craftbier Pionier Brauereien entwickelt und zur Serienreife gebracht und erfreut nun IPA Fans auf der ganzen Welt.
Offensichtlich wird hieraus nun eine kleine Serie, denn das zweite dieser Craftbier Gläser wurde von Spiegelau kürzlich vorgestellt. Ich selbst hatte die Gelegenheit es auf der Braukunst Live einmal vorab zu testen. Weil ein Eindruck mir aber zu wenig war, habe ich mit Freunden ein kleines Stout-Tasting bei mir zu Hause durchgeführt und unterschiedlichste Stout Biere mit diesem Glas verkosten lassen und vor allem gegen “klassische Gläser” antreten lassen.
Das Ziel der Craftbier Glasreihe ist erklärtermaßen Gläser zu kreieren, die die speziellen Eigenschaften der jeweiligen Bierstile verstärken bzw. positiv unterstützen. So war es auch beim Stout Glas. Auch fortgesetzt wurde das Verfahren mit zwei Brauereien, die sich im jeweiligen Bierstil auszeichnen, zusammen zu arbeiten. Im Falle des Stout Glasses waren das Lefthand Brewing aus Longmont, Colorado und Rogue-Ales aus Newport, Oregon. Auch hier wurden in mehreren Runden aus vielen Glasprototypen solche ausgewählt, die den Anforderungen der Experten entsprachen. In der finalen Runde setzte sich dann der Prototyp “C” bei Beiden durch und ist nun in den Handel gekommen.
Wie schaut aber denn nun ein Stout Glas aus? Auf den ersten Blick erkennt man eine deutliche Nähe zur Form des IPA Glasses. Und hier beginnt auch sofort das Ding mit der “Geschmacksache”. Meine Erfahrung ist, entweder man liebt es oder man findet es häßlich. Ich habe das Glas jetzt vielen Leuten gezeigt und darüber geredet. Die Reaktion ist immer gleich. Entweder etwas wie: “Das schaut aber stylisch/cool/schön aus” oder ein “Gefällt mir gar nicht/häßlich”. Ich muss sagen, dass ich zur Gattung 1 gehöre. Mir gefallen beide Gläser sehr gut. Ich mag die Form sehr gerne und fand auch das geschmackliche Erlebnis beim IPA Glas sehr positiv. So hatte ich auch richtig Lust auf das neue Glas.
Betrachtet man das Glas einmal näher, dann fallen doch gewisse Unterschiede auf. Der Fuß ist bei dem Stout Glas nicht mehr geriffelt und auch das Stout Glas ist weniger hoch. Dafür ist es etwas bauchiger und auch die Öffnung etwas größer und der Fuß breiter. Wir waren wirklich gespannt wie sich das auswirken sollte.
Beim Einschenken fällt uns sofort auf, dass sich der Schaum oben deutlich verdichtet. Die Weinglasartige Form, die sich nach oben hin deutlich verjüngt, erzeugt diesen Effekt. Der Schaum wird also obenauf deutlich kompakter und kräftiger. Durch diese Kompaktheit steht er dann auch deutlich länger und stabiler als man das gemeinhin z.B. von einem Pint Glas gewohnt wäre.
Nach einer gewissen Zeit macht dann der Schaum den Weg frei für die Aromen, die ebenfalls – wie von einem Weinglas – sich auf einer großen Oberfläche im unteren Bereich entwickelt und aufsteigen und dann von der kleiner werdenden Öffnung ebenfalls konzentriert werden. Im “Testfall” des OARIS von Christian Müller und Thorsten Schoppe, das ja auch in einem “normalen” Glas schon eine Aromabombe ist, gewinnt man das Gefühl, das es hier noch einmal einen Tick intensiver ist. Und ja, unsere neugierige Gegenprobe mit einem Teku Degustationsglas fällt zu Gunsten des Stout Glas aus.
Eine kleine Seitenbemerkung zu den Kristallgläsern, die ja auch von der Klarheit sich deutlich von anderen Gläsern abheben. Der Blick auf das Bier und die Farbwiedergabe ist einfach genial. Das Schwarz ist kräftig und funkelt geheimnisvoll. Auch hier gibt es von uns ein klares Plus gegenüber einem gewöhnlichen Glas.
Das Material des Glases selbst ist ähnlich dünn wie beim IPA Glas. Hier gab es vielfach Kritik, dass das Glas sehr empfindlich sei und fragil wirkt. Einen Eindruck, den ich zwar teilen kann, aber mir ist bislang weder ein IPA noch ein Stout Glas kaputt gegangen – und ich spüle alle diese Gläser mit der Hand. Der Eindruck mag also stimmen, in der Praxis halten die dann aber wohl doch einiges aus. Auch hier überwiegt aus meiner Sicht der Vorteil der geringeren Wärmekakazität dünnerer Gläser und dass das Bier so länger kühler bleibt und die Kohlensäure länger hält.
Der Fuß fällt uns dieses Mal nicht aufgrund seiner Eigenschaften in Bezug auf die Kohlensäure auf, die kam ja von den Rillen, sondern das nur wenig Bier im unteren Bereich verbleibt und die aromaentfaltende Fläche sehr lange im breiten Bereich des Glases und erhält diesen Effekt über mindestens 2/3 des gesamten Bieres.
Auch im direkten Vergleich zu Degustationsgläsern müssen wir sagen, dass der Eindruck in Sensorik und Haptik sehr vergleichbar ist. Aus meiner Sicht darf man aber nicht den Fehler machen, diese beiden Glastypen zu vergleichen. Bei dem Stout Glas handelt es sich – wie auch schon bei dem IPA Glas – um ein Glas, welches ein Gesamtvolumen von 600 ml vorweisen kann. Mit ca. 450 ml optimal befüllt liegt es so bei dem viereinhalbfachen Volumen für das die Degustationsgläser optimalerweise gemacht sind. Und bei dieser Füllmenge hätte das Stout Glas sicher definitive Nachteile.