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“Kellerbräu in Ried” – proBIER! im Interview mit Baumgartner Geschäftsführer Gerhard Altendorfer

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Was gerade in der Bierregion Innviertel in Ried passiert, das wird bereits von einigen Außenstehenden als „vorweihnachtliche Provinzposse“ bezeichnet. Und selbst wenn man aufmerksam die Zeitungsberichte der letzten Tage betrachtet, dann fällt es schon schwer diese ganze verworrene Thematik überhaupt nachvollziehen zu können.

proBIER! hatte ja HIER schon von den Plänen der Brauerei Ried gesprochen mit Kellerbräu Wirt Alois Stamminger das „Kellerbräu“-Naturtrüb in der eigenen Brauerei wieder aufleben zu lassen. Das die Aktivitäten der Brauerei Ried von der Brauerei Baumgartner naturgemäß kritisch beäugt werden würden, das war zu erwarten. Bis gestern stand aber eine offizielle Stellungnahme aus Schärding aus. Aber auch nach den Statements in der lokalen Presse sind für mich einige Fragen offen geblieben, die ich heute mit Baumgartner Geschäftsführer Gerhard Altendorfer versucht habe aus seiner Sicht im Interview zu klären.

proBIER!: Herr Altendorfer, eigentlich haben wir uns alle die Weihnachtszeit sicher etwas ruhiger vorgestellt, sie sicher auch. Im Sommer begann das Ende des „Kellerbräu“ mit der Schließung der Brauerei. Von einer Produktionsweiterführung des „Kellerbräu“, das ja jetzt Stein des Anstoßes ist, war damals noch nicht die Rede. War von Ihrer Seite eigentlich schon mit der Übernahme der Gastwirtschaft „Kellerbräu“ in Ried diesen November geplant, das „Kellerbräu-Naturtrüb“ bei Baumgartner weiter zu brauen bzw. war das Teil des Kaufvertrags?

Altendorfer: Nach der Schließung der Brauerei haben wir mit der Familie Fischer immer wieder darüber philosophiert ob es Sinn macht das „Kellerbräu-Naturtrüb“ als Bier weiter zu brauen. Aber erst nachdem wir den Kauf der Liegenschaft für den „Kellerbräu-Gasthof“ abgeschlossen hatten, sind wir zu den Überzeugung gekommen dieses Bier wieder aufleben zu lassen. Dieses Bier ist jetzt seit über 3 Wochen bei Baumgartner in den Tanks und wurde von Braumeister Fischer mit größter Freude und Engagement gebraut. Dieses Bier ist ab sofort für unsere Kunden im Faß verfügbar. Und von der Familie Fischer wurde bereits bestätigt, dass es „DAS“ Original ist – im Aussehen und im Geschmack. Und wir als Baumgartner sind überzeugt, dass uns hier etwas ganz Tolles gelungen ist.

proBIER!: Der Begriff des „Originals“ ist ja unter den Bierexperten auch etwas, das heftig diskutiert wird. Das Rezept ist bei der Familie Fischer, aber gerade von Seiten der Brauerei Ried wurde ja vermeldet, dass ein Brauer der Kellerbrauerei nun dort tätig ist, der zumindest nach meinem Verständnis die Rezeptur dann auch kennen müsste.

Altendorfer: Das ist ein großer Irrglaube. Die Brauerei Ried glaubte mit diesem ehemaligen Mitarbeiter von Kellerbräu die Rezeptur zu haben. Dieser Mitarbeiter war aber kein Brauer sondern ein LKW Chauffeur von Kellerbräu. Und auch die Anwälte der Familie Fischer haben gegen diesen Herrn bereits Klage eingereicht. Die Rezeptur ist ausschließlich im Besitz der Familie Fischer und diese hat mit uns das Original „Kellerbräu-Naturtrüb“ gebraut. Alle anderen Meldungen sind aus unserer Sicht eine Irreführung des Konsumenten. Wir arbeiten mit einer Lizenz der Familie Fischer und dem Braumeister, der das Bier 37 Jahre lang gebraut hat – damit ist das bei uns gebraute Bier das Original.

proBIER!: Die Rechte am Namen „Kellerbräu“ waren offensichtlich auch bislang nicht markenrechtlich geschützt. Beim Patentamt beginnt gerade eine kleine Rallye um den Namen Kellerbräu. War der Name „Kellerbräu“ bzw. das Braurecht im Kaufvertrag zum „Kellerbräu“-Gasthaus enthalten?

Altendorfer: Ja, das ist richtig, die Eintragung des Namens „Kellerbräu“ wurde von der Familie Fischer tatsächlich verabsäumt. Wir haben aber im Zuge des Liegenschaftserwerbs auch die Rechte an der Nutzung des Namens „Kellerbräu“ von der Familie Fischer erworben.

proBIER!: Eine vielleicht etwas unglückliche Rolle scheint für Außenstehende der „Kellerbräu“-Wirt Alois Stamminger zu spielen, da er möglicherweise mit dem höchsten Einsatz spielt und als Person hier am meisten Risiko eingeht. Er ist ja auch aus dem Kreise der ehemaligen Kellerbräu Wirte ausgeschert, die zum großen Teil auf Baumgartner Bier umgestellt haben, und hat einen Vertrag mit der Salzburger Stiegl Brauerei geschlossen. Gab es damals schon „Probleme“ oder „atmosphärische Störungen“ zwischen Baumgartner und Herrn Stamminger?

Altendorfer: Gar nicht! Es hat insgesamt vier Besprechungsrunden mit jeweils mindestens drei bis fünf Personen – bei denen Herr Stamminger immer mit dabei war – gegeben. Die letzte Besprechung war Ende November bei der wir gemeinsam mit ihm schon größte Pläne geschmiedet hatten, die Eröffnungsparty im Januar mit Baumgartner geplant hatten und über die Investitionen, die wir tätigen wollten und dem Wirt als Unterstützung bereitstellen wollten. Es gab auch schon vereinbarte Folgetermine. Aber über Nacht hat sich Herr Stamminger um 180 Grad gedreht. Das hat natürlich zu großer Irritation in unserem Hause geführt, denn wir wissen bis heute nicht warum. Er ist für uns nicht mehr zu sprechen sondern kommuniziert mit uns nur noch über seine Anwälte, die er übrigens auch alle über Nacht ausgetauscht hat. Obwohl er jahrelang mit einem Anwalt zusammengearbeitet hat ist nun plötzlich ein Anwalt für ihn tätig, der auch noch Vorstandsmitglied der Rieder Brauerei ist. Jeder kann sich nun seine eigenen Gedanken machen.

proBIER!: Ihr erklärtes und verständliches Ziel ist es natürlich Baumgartner Bier und das bei Ihnen gebraute „Kellerbräu“ in ihrem „Kellerbräu“-Gasthaus auszuschenken. Erscheint es mit Blick auf die jüngsten Ereignisse für Sie realistisch, dass es hier eine schnelle Einigung geben wird? Ist der genannte zeitliche Horizont mit “Januar” überhaupt noch realistisch, wenn sich beide Parteien nun nur noch die Anwälte unterhalten?

Altendorfer: Rechtlich und juristisch kann es natürlich noch eine Weile dauern, bis alles geklärt ist. Wir sind aber der Hausbesitzer und der Besitzer des Hauses sagt immer auch „wo´s langgeht“. Da werden sicher noch ein paar Tage vergehen, aber es wird schlussendlich alles in unserem Sinne kommen.

proBIER!: Gab es in der Vergangenheit im Pachtvertrag eigentlich eine Verpflichtung zum Ausschenken von „Kellerbräu“-Bier durch Herrn Stamminger?

Altendorfer: Er hat mit dem ehemaligen Hausbesitzer einen Pachtvertrag, der mit allen Rechten und Pflichten an uns übergegangen ist. Ob in diesem Pachtvertrag eine Abnahmeverpflichtung von Kellerbräu-Bier enthalten ist, das müssen Sie die Familie Fischer fragen, diesen genauen Punkt kenne ich selbst nicht.

proBIER!: Das klingt nach einer bereits schon sehr verfahrenen Situation, die sich wohl nicht mehr am “Runden Tisch” wird klären lassen. Besteht denn von ihrer Seite aus überhaupt noch Gesprächsbereitschaft?

Altendorfer: Wir sind nach wie vor sehr an einer außergerichtlichen Lösung interessiert. Wir haben zuletzt diese Woche Dienstag Herrn Stamminger signalisiert, dass die Türen offen sind und wir gesprächsbereit sind. Wir wollen eine gemeinsame, faire und sachliche Lösung finden. Wenn aber jemand einer solchen Einladung nicht folgt, dann muss er im Zweifel auch mit den Konsequenzen leben.

proBIER!: Herr Altendorfer, ich danke Ihnen für diese offenen Worte und Ihre Sicht der Dinge. Es scheint aber ganz sicher, dass wir in dieser Sache in allernächster Zeit wieder etwas hören werden. Vielen Dank für das Gespräch.

Fotos: © Brauerei Baumgartner