Was lange gärt wir endlich …noch besser – “Holzfassgereift” von Trumer
Vergeßlichkeit muss nicht immer etwas Schlechtes sein. Im Gegenteil: Sagt doch schon Börsenguru Kostolany, dass man Aktien kaufen soll und dann vergessen, um sie Jahre später wiederzufinden. Ähnlich ging es mir mit einem Bier – nur das es nicht so lange gedauert hat, was auch mit der Größe meines Kellers erklärbar ist.
Lange Rede kurzer Sinn: Ende 2013 war ich zur Präsentation von Trumers “Holzfassgereift” eingeladen. Den Bericht dazu findet ihr HIER auf proBIER.at. Bei dieser Präsentation haben wir das Bier natürlich ausgiebig verkosten dürfen und die Flasche, die ich mit nach Hause nehmen durfte, die verschwand eben in dem oben erwähnten Keller. Bei Weinen ist das ja bekanntermaßen nichts Schlechtes und auch bei Bieren kommen immer mehr Freunde dahinter, dass Lagerung durchaus etwas Gutes sein kann. So habe ich mir vor ein paar Monaten gedacht, dass eine “dunkle Ecke” mit entsprechenden Bieren gefüllt, mir sicher in Zukunft Spass machen könnte.
Gestern aber begegnet mir eben diese Trumer Flasche von dem “Holzfassgereift”. Irgendwie hat der Abend gepasst – Freunde waren auch da. Und schwupps wurde im kühleren Lüftchen des Sonnenuntergangs die Flasche geöffnet.
Bei den 8,5% ABV war mir schon klar, dass wir uns da auf kein Leichtgewicht einlassen würden. War ja auch nicht geplant. Mit der Trinktemperatur waren wir aber sicher am oberen Ende der empfohlenen 9 – 12°C. Ich habe einfach für mich herausgefunden, dass diese Temperaturangaben bei stärkeren Bieren – für mich zumindest – immer zweistellig sein müssen. Kühl, aber bitte nicht kalt.
Im Glas eine leichte cremefarbene Schaumdecke, die eigentlich untypisch sehr stabil zu sein scheint. Jedenfalls bedeckt sie eine ganze Weile das darunterliegende tiefgoldene bis leicht kupferne Bier mit einer schönen mittleren Trübung.
Beim Antrunk ist dann kurz die Frage, ob wir es nicht doch mit einem Wein zu tun haben. Ich kenne das Bier ja schon, aber mein Trinkbegleiter ist kurz verunsichert – im positivsten Sinne. Denn die Tannine machen sich sehr rasch und deutlich bemerkbar. Es entwickelt sich ein tolles Wechselspiel zwischen säuerlichen und süßlichen Eindrücken.
Die Kohlensäure ist sehr fein und zurückhaltend und umspielt die Zunge. Sehr feines und zunehmend komplexes Gesamtbild. Leicht kommt eine alkoholische Note hinzu, die aber zu diesem Zeitpunkt wirklich nur im Hintergrund eine Rolle zu spielen scheint. Deutlich aber ist jetzt das Holzfass mit seinen tiefroten Beerennoten zu erkennen. Dunkle Waldbeeren sind ganz eindeutig hier die dominierenden Aromen. Mir scheint sogar, dass sich diese im Laufe der Zeit noch etwas verstärkt haben. Ich hatte das nicht zu intensiv in Erinnerung. Das mag aber auch der berühmten “Tagesform” geschuldet sein.
Im Finish darf der Alkohol dann doch etwas stärker ran, aber er erzeugt eine wohlige Wärme im Körper. Die fruchtigen Beeren verschwinden dann zum Schluss ganz.
Auch wenn ich gut gewärmt bin – ich brauche jetzt doch eine Jacke – es ist auch schon spät. Aber es ist gut zu wissen, dass ich noch eine Flasche Blend 1 im Keller liegen habe. Ich bin gespannt, wie das Bier nächstes Jahr schmeckt.
Die Fässer in der “Holzfassgereift” Edition werden regelmäßig getauscht. So bekommt jeder “Blend” seinen eigenen Charakter. Inzwischen ist Blend 6 im Verkauf, wenn ich richtig informiert bin. Aber auch dazu würde es erst nächstes Jahr etwas von mir geben – Lagern lohnt!