“Der Bier-Merlin” oder “Braukurs in der Bierzauberei” mit Günther Thömmes

Wenn ich Samstags um 7:30 Uhr aufstehe, dann entweder, weil irgendwer mich am schlafen hindert oder ich habe etwas Wichtiges vor. So auch an diesem Samstag, an dem ich mit anderen Bierfreunden nach Brunn am Gebirge fahren wollte, um dort in der neuen “Bierzauberei” von Braumeister Günther Thömmes einen Braukurs zu absolvieren. Wie sich später herausstellen sollte war dies der erste Braukurs überhaupt nach seiner Übersiedlung an die neue Adresse.
In der Industriestraße A6 angekommen – die öffentliche Anbindung funktioniert übringens tadellos, aber auch Parkmöglichkeiten sind reichhaltig vorhanden – steht mal vor einer unscheinbaren blauen Lagerhalle, in der sich, wenn das große Tor geöffnet wird, der Traum jeden Bierenthusiasten befindet: Eine Kleinbrauerei!

Auf insgesamt über 420 m² ist nun Platz zum Bierbrauen, Bier kühlen, Rohstoffe lagern, Bier verkaufen, sich einfach mal hinsetzen und einen Kaffee trinken – und genauso habe ich es gemacht. Aus den Lautsprechern tönt Udo Lindenberg und macht so auch kein Geheimnis, dass der Braumeister gebürtiger Deutscher ist und auf gute Rockmusik steht. Meine Sympathien hat er nicht zuletzt deshalb schon fast uneingeschränkt.
Um kurz nach 9 Uhr geht es dann los 12 Teilnehmer haben sich eingefunden und finden problemlos in der “Couch, Wohnzimmer, Esstisch”-Ecke Platz und werden von Günther begrüßt. Auf dem Programm steht des Bierzauberers beliebtestes Kunststück, das “California IPA”. Da der Umzug wenige Tage vorher fertig geworden ist, hat Günther am Vorabend noch einen Testsud von dem gleichen Bier gemacht, um die Anlage nochmal zu testen. Wir sind also Zeugen der ersten zwei Sude am neuen Standort.

Positiv fällt auf, dass es auch etwas zum mitnehmen in Form von “Kursunterlagen” gibt. Ein paar Seiten zum erinnern und nachlesen, wenn man etwas in der Informationsflut des Tages vergessen sollte. Die ersten wesentlichen Schritte werden erklärt und wenig später finden wir uns alle im Malzlager wieder in dem das erforderliche Malz für unser Bier geschrotet wird. Hier wurde schon ein wenig vorbereitet, so dass wir nicht die ganze Malzmenge selbst machen müssen sondern uns nur die letzten Kilos ansehen – ist ja auch nicht so spannend die Körner in einen Sack fallen zu sehen. Und schon ist erste Handarbeit gefragt, denn das Einmaischen ist schon unsere Sache. Das alte 2hl Sudwerk ist mit umgezogen – soll aber schon in den nächsten Monaten durch ein drei bis viermal so großes Sudwerk (so genau steht das noch nicht fest) ersetzt werden.
Nach so viel körperlicher Arbeit versammeln sich die Bier-Merline wieder um den Zauberer und erfahren in einem ca. 90 Minütigen Votrag kurzweilig die Geschichte des Bieres und die einzelnen Schritte der Herstellung. Immer wieder kann Günther aus seiner persönlichen Erfahrung schöpfen und lustige Anekdoten aus seinen weltweiten Stationen als Brauer und Brauanlagen Errichter erzählen. Natürlich immer mit einem offenen Ohr für seine Teilnehmer für Fragen, die stehts kompetent beantwortet werden. Spannend auch, wie der Bogen über alle Teilnehmer gespannt wird, denn es ist von absoluten Bierlaien bis hin zu Hobbybrauern und echten Bierverrückten alles im Teilnehmerfeld vertreten. Keiner kommt hier aber wirklich zu kurz.

Kaum ist der Grundlagen Vortrag beendet, da ruft die Anlage schon nach uns und der Läutervorgang beginnt. Maische umpumpen, läutern, anschwänzen – immer kann man zuschauen und selbst Hand anlegen, so dass kein Schritt im Verborgenen passiert. Kaum ist die Würze wieder zurück in der Pfanne, da werden auch schon die Hopfengaben vorbereitet. Immer wieder dürfen wir unsere Nasen in den Hopfen hängen und uns von den Aromen und Günthers Beschreibungen begeistern lassen. Dass Günther selbst auch ein Hopfenfreak ist, dürfte den Liebhabern seiner Biere nicht verborgen geblieben sein. Aprospos Bier! Natürlich werden zwischen den einzelnen Arbeitsschritten immer wieder die hauseigenen Biere verkostet. Vor dem Mittagessen ist es aber nur ein HOPLA (HOPfiges Leichtes Ale) und ein Brunnsch, die Brunner Interpretation eines Kölsch. Mitbebrachte Jausen werden dann zum Mittagessen verspeist, denn Bierbrauen macht hungrig. Während dem Essen kommen dann immer neue Bierkreationen auf den Tisch, die als perfekte Speisenbegleitung dienen. Zum Dessert wird ein “Triple Magnum Super Bitter Quassia Ale” gefordert, der Geschmacknerven Overkill, den wir aber mit dem Hinweis serviert bekommen, dass zur Feier des Tages noch ein Fass des “California IPA” auf uns wartet. So kosten wir diese eigenwillige Kreation nur vorsichtig und ja, es ist nur etwas für völlige Hopfenjunkies. Wenige Schlucke reichen schon völlig aus, um zu erkennen, dass dies eigentlich nur ein Experiment sein kann, denn ein Bier das man wirklich so solitär geniessen kann. Trotzdem sicher eine spannende und jedenfalls nicht alltägliche Kreation aus der Bierzauberei.

Vor lauter Bierphilosophiererei haben wir natürlich nie unsere kochende Würze vergessen in die nach und nach die Hopfengaben erfolgen – in der Bierzauberei ist bei jeder Hopfengabe selbstverständlich der passende Zauberspruch fällig. Fertig gekocht wird das Jungbier dann nur noch im Whirlpool Verfahren vom Heißtrub befreit und dann über einen Plattenwärmetauscher in den Gärtank umgepumpt. Fertig ist das Bier – nein halt, das “Zeug”, die Hefe fehlt noch, diese wird in den Tank gegeben und der Kurs wäre eigentlich beendet. Eigentlich, denn Günthers berühmt berüchtigte “Abschlussprüfung” soll noch folgen. Bevor man die Teilnahmebescheinigung, die einen dazu berechtigt sich nunmehr “fachmännisch über das Bierbrauen auszulassen” in die Hand gedrückt bekommt muss eine Frage beantwortet werden. Gar nicht so leicht, wenn die Zunge vom “Triple Magnum Super Bitter Quassia Ale” noch völlig betäubt ist. Aber alle Teilnehmer “bestehen” letztlich und von der erteilten Berechtigung wird sofort bei zwei drei Gläsern IPA noch Gebrauch gemacht.

Ich habe schon ein paar Braukurse gemacht und kann sagen: Dieser war der Beste! Kompetent, lustig, kurzweilig und immer noch etwas dazugelernt. Dieses Event kann man uneingeschränkt empfehlen.
Danke Günther für diesen zauberhaften Tag!

Bierzauberei
Industriestrasse A 6
A-2345 Brunn am Gebirge
Telefon 0664 5215571
E-Mail bierzauberei@bierzauberer.info
Webseite www.bierzauberer.info

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