Go West – die USA im proBIER Craftbeer vor Ort Test
Ein Urlaub an der US Amerikanischen Westküste von San Francisco über Las Vegas, Grand Canyon, Los Angeles und wieder zurück nach San Francisco wird durch einige Craft Beers noch deutlich schöner. Was in den nächsten Tagen auf den Tisch kommt, das erfahrt ihr hier in meinem proBIER-Blog!
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Mittwoch, 17. Juli 2013 – San Francisco
Das große Finale der Craftbeer Tour kommt heute. Drei Wochen durch den Westen der USA mit über 40 verschiedenen neuen Bieren haben mir neue Horizonte in Bezug auf die hiesige Bierkultur eröffnet. Ich hoffe euch hat es wenigstens ein bisschen Spass gemacht mitzulesen. Heute habe ich noch die Trumer Brauerei in Berkeley besucht und an einer mäßig ambitionierten Führung teilgenommen. Schon lustig zu sehen, wie ein heimisches Bier in der Fremde gebraut wird. Neidlos muss ich zugestehen, dass das Trumer Pils hier tatsächlich einen Tick besser schmeckt als daheim. Kann natürlich mehrere Gründe haben – heute war es definitiv so.
Mein zwei Abschiedsbiere sind am Anfang ein Old Rasputin Russian Imperial Stout aus der “North Coast Brewing Co.” mit immerhin 9,0%ABV und einer schwarzen Farbe, die ihres Gleichen sucht. Ein Kaffeebrauner Schaum mit einer immensen Dichte, glattes Wow. In der Nase Schokonoten und herrliche Röstaromen und hopfige Noten. Auch im Antrunk Schokonoten, Kaffee- und Röstaromen mit einer extrem feinen Bittere. Auch schöne süßliche Malznoten kommen durch und geben dem Stout einen unglaublich runden Charakter. Genial. Auch im Nachtrunk bleiben die Bitterschokonoten auf der Zunge lange erhalten. Perfekt passende Karbonisierung. Eines der besten Stouts, die ich bislang gehabt habe.
Das letzte Bier bei der Biertour ist von der Uinta Brewing Co. aus Salt Lake City in Utah. Es trägt passender weise den Namen “Baba” und beschließt so sehr österreichische diese Tour. Es handelt sich um ein Schwarzbier bzw. Black Lager. Die 4,0%ABV irritieren mich schon ein wenig, aber los geht's. Auch hier ein fast undurchsichtiges tiefes schwarzes Bier mit bräunlichem Schaum. Röstaromen mit leichten Brotnoten und etwas Karamell. Das Bier selbst ist eher leicht und malzig geraten. Nur eine sanfte Bittere ist zu erkennen. In Summe ein recht dünner Körper. Sanft bitterer Nachtrunk mit Röstaromen und etwas Kaffee und Schokolade. Sehr dunkles Bier, das leider aber wenig Substanz mitbringt. Vielleicht schon verdünnt mit Abschiedstränen. Ich sage Euch auch “Baba” und bald geht's weiter mit österreichischen Bieren. Stay tuned. Prost und Cheers!
Dienstag, 16. Juli 2013 – Monterey
Am vorletzten Tag der Biertour an der Westküste der USA geht es nun unaufhaltsam wieder San Francisco entgegen. Dort in der Nähe wartet noch eine österreichische Bierige Überraschung auf mich. Heute vor den Toren der Stadt nochmal zwei Craftbrews.
Das “Steelhead Double India Pale Ale” von der Mad River Brewing Co. steht heute auf dem Tisch. Mad River ist in Blue Lake in Kalifornien beheimatet. Mit 8,6%ABV auch gut am Start. Mit einer tollen goldenen Farbe und einem kleinen weißen Krönchen geht es optisch los. Blumige und Zitrusaromen in der Nase. Daneben süßliches Karmellmalz. Im Antrunk ein süßer Start mit schönen säuerlichen Zitrusnoten. Ab dem Mittelteil kommt dann eine durchaus dominante Hopfennote durch. Das Finish dieses eher mäßig karbonisierten Bieres ist von den bitteren Hopfenaromen bestimmt. Guter Start heute.
Ich habe heute noch ein Bier aus der Dogfish Head Brewery gefunden. “Midas Touch Ancient Ale” war dann doch spannend. Die 9,0%ABV kommen wohl nicht zuletzt durch den verwendeten Honig und Trauben zu Stande. In der Nase sind die Trauben und süßen Honignoten nicht zu überriechen. Auch der Safran trägt sicher seinen Teil zu der unglaublichen goldenen Farbe bei. Im Antrunk sehr süßlich mit starken Honignoten. Erinnert zeitweise mehr an Wein als an Bier. Trotzdem oder gerade deswegen wirklich mal etwas anderes aber Super. Spannende Kreation, die sicher etwas Experimentierfreude erfordert – dann wird man aber hoch belohnt. Im Nachtrunk kommen bittere Noten durch, können aber gegen den Honig und leichte Zitrusnoten nicht ankommen. Dogfish Head – hier macht man wohl auch nichts fasch, wenn man zugreift.
Montag, 15. Juli 2013 – Paso Robles
Craft Beer Rock'n'Roll heute. Der Stop in Paso Robles kam nicht von ungefähr – hier braut laut Wikipedia sich ein Microbrew zusammen. So ganz “Micro” ist der Brew nicht mehr und hört auf den auch in Europa durchaus bekannten Namen Firestsone Walker. Freundlicherweise hat uns Johannes von Brew Age, der gerade vor Ort ein Praktikum absolviert, eine private Führung organisiert. Nochmal herzlichen Dank hierfür. Der Bericht folgt dann in ein paar Tagen. Natürlich konnte ich es heute aber nicht lassen und habe ein paar Firestone Biere gekostet, die mir Johannes besonders ans Herz gelegt hat.
Gestartet habe ich mit dem Weizenbier von Firestone, das auf den Namen “Solace” hört. Mit 4,8%ABV gehört es in die Liga der heimischen Weizenbiere. Naturtrüb, weil ungefiltert und mit einem eher durchschnittlichen Schaum. Aromatisch schöner Weizen, fruchtige Zitrusnoten und etwas Koriander. Leicht süßlich mit Honignoten. Klasse. Geschmacklich eher auf der etwas sûßlicheren Seite mit den Honignoten und einem sehr präsenten Weizen. Leichter Körper und wenig aufregend im Nchtrunk. Gute Kohlensäure. Ein Sommerweizen, so wie man es sich vorstellt.
Danach dann ein “Pivo Hoppy Pils” klingt komisch, ist aber so. Johannes hat mir das Pils ans Herz gelegt und ich bin über meinen Schatten als bekennender nicht Pils Trinker gesprungen und haben es im Tasting Room verkostet und auch am Abend noch eine Flasche im Supermarkt ergattert. Mit 5,3%ABV etwas über den heimischen Pilsen. Hopfengestopft mit Saphir Hopfen – das klingt nach einem Sinneswandel bei mir. So könnte das was werden mit mir und dem Pils. Strohgelbes Bier mit einem schönen weißen Krönchen obenauf. Guter Start. Fuchtige Zitrusnoten im Aroma, etwas hopfiges im Hintergrund. Im Anrunk sehr feine Limette, Traube, mit schönen würzigen Noten, etwas erdig. Schöne Hopfenbittere, wie ich sie von den “normalen” Pilsbieren gerne hätte. Schlank, fein, unkompliziert. Unaufgeregter Nachtrunk, trocken, schöne feine nachklingende Bittere. Toll. Ich mag Pilsbiere ab heute doch wieder.
Sonntag, 14. Juli 2013 – Pismo Beach
Was macht man, wenn man seine alten Knochen nochmal so richtig ruinieren will? Richtig auf ein Quad setzen und zwei Stunden lang damit durch Wüsten bzw. Dünensand fegen. Und genau das haben wir heute gemacht. Jetzt kündigen sich die ersten Muskelkater an und die Blasen an den Händen wollen kuriert werden. Klingt wie Zeit für ein oder zwei Bier.
Heute geht es nach Lincoln, CA wo die “Knee Deep Brewing Co.” (lustiger Name) beheimatet ist. Diese braut unter dem Namen “Batch 138” ein IPA mit 7,5%ABV und 75 IBU. Dunkle Bernsteinfarbe mit schönen Orangetönen und einem feinen Schaumkrönchen. Die Nase bekommt es mit beerigen und dunklen malzigen Aromen zu tun – und natürlich grasigem Hopfen. Schon im Antrunk sitzt die Bitterkeit vorne in der ersten Reihe. Fruchtige Noten, die nun eher an Zitrone erinnern mit brotigen malzigen Noten. Na hier geht's aber zur Sache. Die Bitterkeit tritt etwas in den Hintergrund ohne ihren Einfluss jemals zu verlieren und macht einer malzigen Süße Platz. Die haben sich echt knietief reingekniet, um so ein Bier zu Brauen.
Wir betreten nun den Bereich von “Hangar 24” einem Craftbrew aus Redlands in Kalifornien. Bei diesem “Double IPA” kamen mal 4 Hopfensorten und 5 Malzsorten zum Einsatz. Mit etwas Trübung und einer schönen organgenen Farbe geht dieses Bier an den Start. In der Nase viel Frucht. Mango, Ananas, Orange und Zitrone – dem Hopfen sei dank. Leichte erdige Noten dann im Antrunk zusätzlich zu diesen fruchtigen Aromen und sehr süßliches Malz. Bei einem als Double IPA angekündigten Bier erwartet man nicht so viel Fruchtigkeit, das ist hier aber echt der Hammer. Von den 9,0%ABV bekommt man echt gar nichts mit. Im Nachtrunk bleibt die Fruchtigkeit erhalten. Der Hopfen tritt nur mit einer sehr sanften Bittere in Erscheinung. Komplett anders als ich es erwartet hätte – definitiv aber ein spannend gemachtes Bier.
Samstag, 13. Juli 2013 – Lompoc
So langsam geht die Tour zu Ende. Wir kommen San Francisco näher und die Brauereidichte nimmt auch zu. Jetzt werde ich doch glatt noch zu einer Privatführung zu Firestone Walker eingeladen. Das macht drei Brauerei Führungen in den letzten Tagen des Trips noch auf dem Programm stehen.
Heute gibt es nach einem langen Tag am Strand einfach nur zwei Biere. Das erste kommt von der Blue Moon Brewery und ist deren Flagschiff, dass wirklich überall hier zu bekommen ist. Irgendwann musste das halt auch mal sein – heute ist es soweit. Belgian White Wheat Ale macht mir als Weizenbier Liebhaber schon mal so richtig Lust. 5,4%ABV sind gerade richtig für einen heißen Tag am Meer. Aber Moment mal, die Fruchtaromen riechen irgendwie nach Dosenfrucht. Auch im Antrunk haben die Fruchtnoten eine merkwürdige Konservennote. Sonst ist die Orangen- und Pfirsicharomatik schon sehr ansprechend. Aber das Bier hat wenig Seele und wirkt in Summe sehr dünn. Ein mittlerer Körper mit süßlichen und immer noch fruchtigen Noten. Im Nachtrunk dann etwas Hopfenbittere. Ich hab schon bessere Weizen- oder Whitbiere genossen. Das geht definitiv besser.
Erwähnte ich, dass ich Biere auch aufgrund des Namens kaufe. Beim “Idiot IPA” der Coronado Brewing Company aus Coronado, Kalifornien war es aber mal wieder soweit. Ein Bier für Idioten? Mein Bereich! Schöne orangene goldene Farbe mit weißer Krone. In der Nase brauner Zucker, Zitrusaromen und etwas hopfige Noten. Im Antrunk dann wirklich gewaltiges Malz und Hopfenbittere in einer herrlichen Einheit. Fruchtige Aromen von Ananas bis Grapefrucht über Orange und Zitrone, karamellige Noten mit etwas Gewürznoten. Mittlerer Körper mit einer sehr intensiven, aber nicht aggressiven Hopfenbittere. Ein Double IPA wie es wirklich Spass macht. Die 8,5%ABV spürt man wenig, keine Alkoholnote – auch nicht im bitter ausklingenden Nachtrunk. Cooles Bier.
Freitag, 12. Juli 2013 – Los Angeles
Die Glitzerwelt von Hollywood hat mich auch an diesem Tag noch nicht losgelassen. Die Universal Studios sind quasi touristisches Pflichtprogramm. Nach der Tour noch eine Hand voll Rides im Vergnügungspark gemacht und sogar zufällig einem Desperate Housewifes Schauspieler begegnet. Ich erkenne solche Leute ja nicht, aber für was hat man Serienjunkies dabei. Aber am Abend war ja noch ein Highlight auf dem Programm. Meine ersten Dogfish Head Biere ever in den USA – und das wo ich das Buch “Brewing up a Business” vom Gründer der Brauerei in Tagen verschlungen habe.
Also auf zu Teil eins, dem 60 Minute IPA mit 6,0%ABV und 60 IBUs. Schöne volle goldene Farbe und einen dezenten weißen Schaum. In der Nase schon sehr viel Zitrusfrucht und dezente Hopfennoten. Im Antrunk dann satter Zitrushopfen. Die Fruchtigkeit bleibt fast das ganze Bier über bestehen und harmoniert dermaßen genial mit den hopfigen Noten. Etwas Malz kommt dann im Nachtrunk noch hinzu und die Zitrusnoten gehen in Richtung Grapefruit. Die Kohlensäure ist nicht wirklich auffällig – muss sie aber auch nicht, das passt schon so. Geniales Bier, aber jetzt legen wir noch 30 Minuten drauf und kommen zum:
90 Minute IPA aus dem gleichen Stall. Die zusätzlichen 90 Minuten bringen auch 3%ABV mehr an den Start. Gleiches gilt auch für die Bittereinheiten, die mit nunmehr 90 IBUs in die Statistik eingehen. Um das Bier wird ja überall ein gewaltiger Hype gemacht – ich kann nur sagen: zurecht! Schöne kupferne Farbe mit leichtem feinen cremigen Schaum. Gewaltiges süßliches Malz mit zitrusfruchtiger Aromatik. Auch hier ein grasiger Hopfen im Hintergrund. Der Antrunk dann mit einem klaren Doppel-Wow! Das Malz ist echt der Hammer. Fruchtige und Blumige Noten neben einer Hopfenbittere, die wirklich an Harmonie und Balance ihres Gleichen sucht. Das Double IPA hält für mich voll und ganz was es verspricht. Großer Körper mit einer schönen Malzdominanz. Auch die Kohlensäure hält sich zurück, ist aber gerade so präsent, wie man sie sich wünscht. Im Nachtrunk matchen sich die malzigen Noten mit der Hopfenbittere. Im Nachtrunk hält diese Bittere fast ewig an und erinnert an dieses herrliche Bier. Für mich ein echtes Highlight dieses Trips.
Donnerstag, 11. Juli 2013 – Los Angeles
Schon wieder ein genialer Tag. Gestartet am Hollywood Walk of Fame, ziemlich herunter gekommene Gegend. Kaum zu glauben, dass hier einmal jährlich die Oscars in Glanz und Glamour verliehen werden. Cooles Motiv eines kostümierten Stormtroopers am Strassenrand neben einem Jedi und einem Polizeiauto. Thats Showbusiness. Ein wenig Sightseeing noch und dann nach Venice Beach einen Tag am Strand verbracht. Und Peng – 20m vom Ufer weg schwimmen Delfine mit uns. Unpackbar, gleich vier Stück! Darauf dann gleich mal zwei Biere, die ich noch von meinem gestrigen Ausflug in den netten Store im Kühlschrank hatte.
Blue Moon Wheatbeer bekommt man hier an jeder Ecke. Die Blue Moon Brewing Company kommt aus Golden in Colorado. Ich hatte noch ein spezielles ergattert, dass aus der sogenannten “Seasonal Collection” stammt. Ein “Valencia Grove Ale” mit immerhin 5,9%ABV und einer tollen kupfernen Farbe. In der Nase kündigen sich die verwendeten Karamalze schon an. Auch die verwendete Organenschale gibt ein fruchtiges Aroma. Auch im Antrunk schön malzig mit fruchtigen Orangennoten. Gute feine Kohlensäure, die nicht zu intensiv ist und so herrlich erfrischend wirkt. Mittlerer malziger Körper bei diesem sehr fruchtigen Bier. Im Nachtrunk nach wie vor fruchtig malzig, eine Hopfenbittere sucht man vergebens. Sehr gutes Sommerbier für hiesige Strände, aber nichts was mich geschmacklich nun völlig vom Sockel reißt.
Es gibt hier viele Biere, die schon alleine vom Namen her interessant sind. Das Nächste ist so eines, dass ich mir alleine wegen des Namens gekauft habe. Er hat mich einfach neugierig gemacht. Aber wenn ein Bier “Batch 19 – Pre-Prohibition Style Lager” heißt, dann muss es sich mein Interesse schon gefallen lassen. Und Bumm, schon ist es passiert, und ich bin einem Coors Industriebier in die Falle getappt. Auch hier will man wohl versuchen der Craftbier Szene optisch Paroli zu bieten. Na gut, die Flasche ist offen und wird also auch getrunken. Optisch mit einem schönen satten Gold, aber nur moderatem Schaum am Start. Sehr getreidig mit Hefe- und Brotnoten in der Nase. Der Antrunk ist dann aber schon recht dünn – trotz der 5,5%ABV. Leichte Süße macht sich im Verlauf dieses an sich sehr wässrig wirkenden Bieres breit. Irgendwie werden hier wieder viele Vorurteile gegenüber den hiesigen Großkonzernbieren bestätigt. Dünner bis kein Körper, schwache Kohlensäure und ein recht plötzliches Finish. Nö, ich habe hier echt voll daneben gegriffen. Sorry. Für morgen habe ich zwei Dogfish Head Biere schon eingekauft. Auf die freue ich mich schon.
Mittwoch, 10. Juli 2013 – Los Angeles
Das nenne ich mal einen Tag. Acht Stunden Disneyland und am Abend ein Liquor Store Verkäufer, der mich seine Six-Packs auseinander reißen lässt und ich mir meine Lieblingsbiere zusammenstellen darf. Strike! Noch schnell zu McDonalds für ein Abendessen. Genial: Chicken McNuggets in der 40er Variante für schmale 8,99 US$. Disneyland: Die schlechte Nachricht: R2D2 wird hier jetzt wirklich mit Mikey Mouse Ohren verkauft. Dafür ist der Star Wars Ride wirklich der Hammer. Aber zurück zum Bier, garantiert Disney frei.
Firestone Walkers Biere stehen schon lange auf meiner Liste, nur habe ich die irgendwie nie zwischen die Finger bekommen. Mein freundlicher Verkäufer heute Abend hat diesem Zustand ein Ende bereitet. Den Start macht das “Double Barrel Ale” mit 5,0%ABV. Das Bernstein, dass da aus dem Glas strahlt kann schon was. In die Nase kommen getreidige und karamellige Malzaromen, Hopfen etwas grasig im Hintergrund. Der Antrunk dann auch schön mit süßlichem Malz. Nicht wirklich süß und mit einer tollen leichten Bittere, so machen Ales Spass. Etwas zu viel Kohlensäure für meinen Geschmack und auch nur ein kleiner Körper. Erwähnte ich schon mal das Jammern auf sehr hohem Niveau. Genau das tue ich gerade. Dieses Bier bekommt die volle Punktzahl von mir.
Okay, ein IPA konnte ich mir auch heute nicht verkneifen. Das “Union Jack IPA” musste herhalten und startet immerhin mal mit 7,5%ABV. Leicht getrübte goldene Farbe mit schönem feinen weißen Schaum. In der Nase süßes getreidiges Malz, erdige Hopfennoten mit blumigen Aromen. Schon in Summe recht süß geratenes IPA mit gut balancierter Bittere. Mittlerer bis großer Körper mit würzigeren Noten im Mittelteil. Würzig mit einer feinen Hopfenbittere geht es in den Nachtrunk in dem das Malz eine nicht mehr allzu große Rolle spielt. Sehr gelungen. Mein erster Firestone Walker Eindruck ist echt Super. Tolle Biere.
Dienstag, 9. Juli 2013 – Los Angeles
Ein kurzer Hüpfer von Palm Springs nach L.A. war die heutige Tagesetappe. Wenn da nicht eine Outlet Mall dazwischen gewesen wäre, die geplündert werden wollte.
Am Abend ging es dann zum Abendessen zu einer lokalen Brauerei, der “Golden Road Brewery”, die nur wenige Kilometer vom Hollywood Sign entfernt ist. Eine wirklich schöne Location mitten in einem Industriegebiet und neben einer Bahnlinie. Wenn hier ein Zug vorbeikommt, dann ist länger die Unterhaltung unterbrochen. Drinnen laute Musik und draußen laute Kids, denn es gibt einen eigenen Kinderspielbereich mit Tischfußball und ähnlichem. Bei 28 Grad ließ es sich auf der Terrasse gut aushalten und wir wurden freundlich und schnell bedient.
Ich war sehr gespannt auf das “Cabrillo Kölsch”. Wie auch immer man hier auf die Idee gekommen ist ein Kölsch zu brauen. Mit 5,8%ABV sicher stärker als ich jedes Kölsch in Erinnerung habe. Auch in der Nase schon ein genialer frischer grasiger Hopfen. Wow. Im Antrunk dann aber überraschend würzig und frisch mit immer noch guten Hopfennoten. Etwas Säure von leichter Zitrusfrucht. Wenn Kölsch immer so wäre – ich könnte glatt ein Fan werden. 22 IBU verraten eher leichte Kost und das ist im Sommer hier sicher oft gefragt.
Auf meine Bitte mir jetzt ein IPA zu bringen kam die Gegenfrage “How hoppy do you want it?” – Bursche, very hoppy. As hoppy as you can! Er zog ab und brachte mir ein “Wolf among weed” IPA mit 8,0%ABV und feinen 80 IBU. Das hatte ich bei dieser Tour schon mal heftiger, aber ja auch hier sind die Hopfennoten deutlich im Aroma vorhanden. Dunkle erdige Noten mit guter Zitrusfrische gemischt – ein tolles IPA, das seinen Namen zu recht trägt. Es entwickelt seinen hopfigen Charakter aber im Verlauf. Im Antrunk noch etwas gezähmter, dann aber im Nachtrunk geben die Bitternoten schön Gas und machen einen lang Anhaltenden bitteren Nachgeschmack.
Montag, 8. Juli 2013 – Palm Springs
Beim Bierfestival in Braunau hat mir ein anwesender Kalifornier (Hi Jason, that was you), den ich zufällig getroffen und kennengelernt habe ein paar Biere hier aus der Region empfohlen. Heute war es soweit zumindest eines davon zu verkosten. Zwei Biere sind es aber dennoch geworden. Immerhin war heute ein “Long Ride” vom Grand Canyon zurück nach Kalifornien – genauer Palm Springs. Kurzer Abstecher in den Josua Tree National Park mit genialen Natureindrücken.
Ein “Big Barrel IPA” aus der Karl Strauss Brewing Company in San Diego, Kalifornien kam mir heute unter. Gute technische Werte mit 9,0%ABV und satten 90 IBU. Cremiger feiner Schaum mit guten Intensität und einer dunkelgoldenen fast Bernsteinfarbe. Gute Hopfenaromatik mit getreidigen Malzaromen, die sich nicht hinter dem Hopfen verstecken. Neuseeländischer Nelson Sauvin Hopfen verleiht dem Antrunk einen malzigen, aber auch bitteren Hopfenstart. Gute Säure mit Zitrusfrucht. Durchgängige Hopfenbittere mit einem sehr genialen Malzkörper, der von einer lebendigen Kohlensäure noch unterstützt wird. Im Nachtrunk dann etwas mehr Säure und Hopfenbittere, die lange ausklingt.
Danach gab es ein nicht minder attraktives Bier aus Kalifornien. Drake's Brewing bringt mir ein Imperial IPA mit 9,75%ABV und ebenfalls 90 IBU ins Glas. Drake's Brewing Company ist in San Leandro, Kalifornien beheimatet. Das Bier hat 2009 beim Great American Beer Festival eine Silbermedaille in der Klasse der Imperial IPAs gewonnen. Also ein echter Sieger im Glas. Der Name Drake's Denogginizer geht nach dem zweiten Glas sicher nicht mehr ohne Knoten in der Zunge von der Lippe. Der Hopfen wirkt fast etwas bitterer als beim Bier zuvor. Es sind aber tolle Steinfruchtaromen am Start, vor allem Aprikose und Beeren. Gute Malzaromatik mit karamelligen Noten. Gute Süße und intensive Kohlensäure. Trockenes Finish und gute Bitternoten im Nachtrunk.
Sonntag, 7. Juli 2013 – Grand Canyon
Nach einem wirklich genialen Tag im Grand Canyon ging es in die Gemeinde Williams am südlichen Parkeingang. Dieser Ort lebt die Route 66, die durch ihn hindurch führt, an jeder Ecke. Diner, Cowboyshow auf offener Strasse, Harley Fanartikel soweit das Auge reicht. Und eine Brauerei, die Grand Canyon Brewing Company.
Einfach mal hinten reingestolpert und schon mittendrin gestanden. Kurzer netter Chat ein Bier und schon ging es raus in den benachbarten Diner in dem mal ein Sample Board mit allen verfügbaren Sorten der Brauerei kosten kann. Diese Biere jetzt alle zu beschreiben würde hier den Rahmen sprengen. Nur so viel: Es war kein Ausfall dabei. Äh, stimmt nicht, das Raperry Bier war einfach grauslich, aber ich kann auch mit Berliner Weisse nichts anfangen und ungefähr so hat das geschmeckt.
Im Bottle Shop daneben noch zwei Spezialitäten eingepackt. Den Start machte ein Hop Bomber IPA mit 7,0%ABV und 80 IBU. Trotz des Namens in der Nase eher malzig. Im Antrunk dann schöne Hopfennoten neben den Zitrus- und Grapefruit Aromen. Im Groben aber ein malziges IPA mit schöner Hopfenauswahl. Aber eher etwas für diejenigen, die auch Malzaromen in ihrem IPA ertragen können. Der Nachtrunk mit länger anhaltender Bittere. Spannend, in der Flasche findet sich ein kleines Hopfentorpedo.
Im Anschluss wurde es bockig. Doppelbockig. Ein Shaggy Bock stand auf dem Programm, der genau so wie das IPA in einer Flasche, die in Wachs getaucht war, geliefert wurde. Rauchig malzige Aromen in der Nase. Auch im Antrunk Malzig mit holzigen und rauchigen Aromen. Dezente, aber präsente Hopfenaromen. Schön wärmende Alkoholnote, auch wenn der tatsächliche Alkoholgehalt wohl das Geheimnis der Brauerei ist. Malzig ausklingend.
Bei dieser Brauerei läuft es irgendwie alles richtig. Eine tolle Vielfalt an Bierstilen – kein Ausfall dabei (Äh, Rasperry doch!).
Samstag, 6. Juli 2013 – Bryce Canyon
Weiter innerhalb von Utah zum Bryce Canyon und dort fantastische Felsformationen bestaunt. Unglaublich, wie die Natur hier ihr künstlerisches Handwerk versteht. Aprospos Handwerk – Zeit für eine lokale Bierverkostung.
Der lokale Liquor Store bietet zahlreiche heimische und überregionale Biere an. Sogar ein Warsteiner wäre da im Angebot. Ich frage mich aber allen Ernstes, welchen Sonnenbrand man haben muss, um bei der sonstigen Auswahl zu so einem Bier greifen zu müssen. Bei mir macht den Anfang ein Oak Creek Brewing Amber Ale mit 5,0%ABV aus Sedona in Arizona. Gründet von einer deutschen Auswandererfamilie braut diese Brauerei inzwischen prämierte Biere. Das Bier findet eine tolle Balace zwischen Malzigkeit und hopfigen Noten. Schöner malziger karamelliger Körper, gut Karbonisiert. Passt.
Von der Lagunitas Brauerei wollte ich ja bei nächster Gelegenheit wieder etwas kosten. Heute bot sich diese Gelegenheit. Ich konnte eine Flasche “Lucky 13” ergattern. Ein Red Ale mit 8,65%ABV. Auch hier habe ich nichts falsch gemacht. Hopfenvollgas ohne aufdringlich zu sein. Diese Bauerei versteht wirklich ihn Handwerk. Rotes Bernstein. Herrlich. Erinnert manchmal auch etwas an einen Barely Wine – nur eben sehr viel hopfiger. Süßlich karamelliges Finish.
Und weil es ja morgen in den Grand Canyon gehen soll, da konnte ich dem Sunset Amber Ale der Grand Canyon Brewing Conpany nicht widerstehen. Tolle Malzaromatik mit feiner Hopfennote in der Nase. So geht es dann auch das ganze Bier über zu, bis im Finish doch die Hopfenbittere mal ran darf. Ansonsten genial für Malzfans. Gute Kohlensäure, die nicht zu aufdringlich wird bei einem mittleren Körper.
Ich bin schon sehr gespannt, was diese Brauerei noch zu bieten hat – und ich bin mir sicher, es heute rauszufinden.
Freitag, 5. Juli 2013 – Zion Canyon
Ein Naturschauspiel mit eigener Brauerei, wo gibt es denn sowas noch auf der Welt? Am südlichen Eingang zum Zion Canyon National Park befindet sich die Zion Canyon Brewing Company. Der nach eigenen Angaben südlichste Microbrew in Utah. Hier können sich Wanderer nach ihrer Wanderung in den Narrows des Parks mit kühlem Craftbier erfrischen.
Die Hitze ist hier extrem hoch, so dass man die Biere nicht so stark eingebraut hat. Schon etwas merkwürdig, wenn das IPA mit 11,4 Grad Plato noch die höchste Original Gravity hat. Das Hop Valley IPA bringt immerhin 65 IBU auf den Tisch wirkt aber auch mit 3,8%ABV dennoch eher dünn. Hopfengestopft und mit drei Hopfengaben dafür aber immerhin schön bitter.
Danach ein Jamaican Style Lager mit 3,8%ABV und 22 IBU auch leicht und etwas dünner, dafür schöne honigsüßliche karamellige Malznoten und dennoch ein hopfiges Finish. Immerhin wird dieses Bier schon als leicht auf der Karte angekündigt und das ist es dann auch.
Aus der Flasche noch das Springdale Amber Lager, das auch bei 3,8%ABV landet und 36 IBUs sein eigen nennt. Ein schöner Körper mit einer tollen Bernsteinfarbe und malzigen Aromen. Süßlich bleibt dieses Bier die ganze Zeit bis ins karamellige Finisch. Von dem verwendeten Galena Hopfen hätte es noch mehr vertragen.
Und die Jungfrau zum Schluss. Ein Virgin Stout, das ebenfalls 3,8%ABV hat und mit 10,4 Grad Plato auch eher schwach auf der Brust ist. Die 40 IBU können daran auch nichts ändern. Ein Schokolade-Kaffee Aroma begleitet den gesamten Eindruck. Zeitweise Gesellen sich noch sehr intensive Lakritznoten hinzu. Die Brauerei wird mit viel Herz und Liebe geführt. An dieser Location müssen die Biere wohl so sein, um ihre Abnehmer zu finden. Für ein echtes Craftbierfeeling sind diese Biere einfach zu schwach eingebraut, um mein Herz in Wallung zu bringen.
Donnerstag, 4. Juli 2013 – Las Vegas
Vierter Juli, das bedeutet Ausnahmezustand in den patriotischen Herzen der Amerikaner. Komischerweise ist das in Vegas gar nicht so schlimm wie befürchtet – nur ein paar mehr T-Shirts mit Stars und Stripes und das war's dann auch schon. Am Abend um 21 Uhr ist dann der “Main Event” mit einem Feuerwerk über Ceasars Palace.
Biertechnisch bin ich mit einem anderen Besucher vor einem Bierkühler in einem Shop in Kontakt gekommen und habe gleich ein paar Empfehlungen ausgefasst. Den Start macht ein “Spiral Jetty IPA” von Epic Brewing aus Salt Lake City in Utah (www.epicbrewing.com) mit 6,6%ABV. Optisch nicht ganz so dunkel wie die IPAs der letzten Tage, aber ein schönes Bernstein ist es immer noch geworden. Auffällig malziger in der Nase, was sich auch im Antrunk bestätigt. Nicht ganz so bitter, vielleicht kein wirkliches Imperial Pale Ale, aber trotzdem sehr harmonisch und gefällig. Zitrusnoten begleiten uns von Anfang bis Ende. Die Malznoten überwiegen hier aber eindeutig und klingen ab dem schönen Körper im Mittelteil noch lange karamellig nach. Die Hopfenaromen sind aber stets präsent und fein abgestimmt.
Danach dann ein “Hop Box IPA” mit temporeicheren 9,3%ABV aus der Joseph James Brewery (www.foxbrews.com). Hier hat mich alleine schon der Name neugierig gemacht. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Was im Spiral Jetty an Bittereinheiten gespart wurde ist hier drin. Hopfen Vollgas vom Anfang bis zum Ende. In der Nase guter Hopfen und malzig karamellige Aromen. Im Antrunk eine schöne feine Bittere, die richtig Spass macht. Ein Bier das seine Bezeichnung Double IPA definitiv verdient hat. Erstaunlich, dass das auch bei den heutigen 46 Grad Außentemperatur schmeckt. Das ist wohl für die Biere der letzten Tag eine echte Prüfung gewesen. Im Eindruck ist sogar etwas Grapefruit enthalten, die definitiv zur Erfrischung beiträgt. Daumen hoch und ich hoffe von der Brauerei noch mehr Biere zu finden.
Mittwoch, 3. Juli 2013 – Las Vegas
Na aber hallo, 49 Grad auf der Anfahrt ins Spielerparadis in der Wüste von Nevada sind echt kein Spass, da schreit der ganze Körper nach einem kühlen Bier.
Soll er haben, denn in Las Vegas gibt es zum Beispiel eine Spin Off von Gordon Biersch, der unter dem lokalen Namen “Sin City Brewing” einen Microbrew betreibt und die Biere in mehreren kleinen Outlets in der Stadt ausschenkt.
Eines davon ist im Planet Hollywood Hotel und ich habe meine heutigen Biere dort genossen.
Den Anfang machte ein IPA nach traditioneller britischer Art. Tief dunkle Bernsteinfarbe mit einer cremigen weißen Krone. In der Nase hopfig mit grasigen Aromen und im Hintergrund süßliches Malz. Auch das Bier selbst ist dann echt vom Hopfen geprägt. Eine, gerade bei der Hitze extrem angenehme Bitterkeit und eine begleitende Säure. Karamellnoten im Nachtrunk. Klasse, wenn der Plastikbecher nicht wäre.
Danach ein Oktoberfest Lager, das wohl die hiesige Interpretation eines Märzenbieres sein soll. Alleine die Farbe macht schon klar, dass es hier etwas inhaltsvoller zur Sache geht. Ein dunkles Gold mit etwas Bernstein überzeugt das Auge schon. Malzaromen mit leichten Röstnoten verwöhnen die Nase. Mittlerer Körper und eine etwas zurückhaltende Kohlensäure. Wieder etwas süßlicheres Malz im Nachtrunk. Weit entfernt von einem Märzen heimischer Brauart, aber auch etwas wirklich Gutes.
Dienstag, 2. Juli 2013 – Bakersfield
Tourstop in Bakersfield, nach einem genialen Tag im Sequoia National Park mit den Mammutbäumen. Beim Verlassen des Parks ist uns doch direkt ein Schwarzbär vor das Auto gelaufen. Heftiges Bremsmanöver und Bär und Autolenker kommen mit einem erhöhten Puls davon. Auf der Anfahrt nach Las Vegas ist dann Zwischenstopstation in Bakersfield. Den Liquor Store next door geentert und zwei Biere mitgebracht.
Ein Sierra Nevada Southern Hemisphere Harvest 2012 IPA mit 6,7%ABV und einer schönen Kupferfarbe. In der Nase schon toller Hopfen, fruchtige Noten. Der Geschmack dann ist deutlich hopfiger, als es die Nase erwartet hätte. Wieder klasse Zitrusnoten und sehr sanfter Malzsüße. Ein mittlerer Körper und eine eher schwächere Kohlensäure. Im Nachtrunk eine intensive aber schöne Bitterkeit. Tolles IPA wirklich gelungen.
Danach gibt es dann ein “Fat Tire” Amber Ale von der New Belgium Brewing Conpany aus Fort Collins in Colorado. Ein orangiges Bernsteinfarbenes Bier mit 5,2%ABV strahlt aus dem Glas. Der Schaum nicht ganz weiss, aber gut anzusehen und mittelstabil. Süßliche Aromen mit viel Karamell. Gschmacklich eher getreidig mit süßem Karamell, begleitet von grasigen bitteren Aromen. Reisst mich jetzt nicht vom Sessel, aber solide Braukunst.
Spannend, wie man anfängt auf sehr hohem Niveau zu nörgeln. Das letzte AB Bier ist ja noch gar nicht so lange her.
Montag, 1. Juli 2013 – Fresno
Na das nenne ich mal einen Tag: Grandioses Wetter im Yosemite Park, im Mietwagen das Satellitenradio Sirius XM endeckt – auf den 80s Channel eingestellt und es lief Falcos Kommissar. Abends eine echt fiese Pizza vom Pizza Hut um die Ecke und schwupps noch zwei echt geniale Biere eingepackt.
Als erstes gab es ein Lagunitas IPA von der Lagunitas Brewing Co. aus Petaluma, CA mit schlappen 43 Hopfensorten. Da würde sogar ein Bierzauberer seinen Hut ziehen. Mit 51,5 IBU und 6,2%ABV nicht ganz so bitter wie die Zahlen erwarten lassen würden. Dafür eine schöne Malzigkeit mit Zitrusnoten und etwas Traube und Karamell. In Summe eher etwas süßlicher geraten ohne ein Zuckerl zu sein. Schöne präsente Hopfenbittere mit einem mittleren Körper. Harmonischer hopfiger und malziger Nachtrunk. Perfekt.
Danach ist ein “Pine in the Neck” von der Blue Moon Brewing Co an der Reihe. Ein Double IPA mit Wacholderbeeren verspricht viel und hält es auch. Mit 7,5%ABV gibt dieses schon etwas mehr Gas. Ein süßliches Karamellaroma. Der Geschmack ist eine gut gelungene Balance aus dem dominanten Hopfen und den dunklen Malzaromen mit ihrer Karamellsüße und etwas Schokoladennoten. Auch die fruchtigen Noten der Wacholderbeere treten hervor und machen dieses Bier zu eine wirklich besonderen Erlebnis. Das Finish ist dann sehr isoliert dem Hopfen überlassen. Mein erstes Blue Moon und auch hier bin ich auf weitere Biere gespannt, die Brauerei gefällt mir.
Sonntag, 30. Juni 2013 – Yosemite
Direkt vor den Toren des Yosemite National Parks haben wir Quartier bezogen. Das kulinarische Angebot beschränkt sich hier auf den Diner unseres Motels – egal der Burger ist echt der Hammer gewesen. Schon auf der Speisekarte wurde es angekündigt mit den Beilagen “Everything but the Kirchen sink”. Jawoll, so muss American Food sein und schmecken.
Biertechnisch habe ich mich dann zu einem Michelob Amber Bock verleiten lassen. Irgendwie war ich neugierig, wie Anhaeuser Bush einen Bock kreiert. Als aber das eiskalte Glas auf den Tisch kam, da bereute ich meine Bestellung schon. Optisch eigentlich eine Super Erscheinung. Aber schon beim ersten Schluck entpuppt sich dieses Bier als ein seelenloses Industriebier. Kein Körper, extrem wässrig, nicht einmal nennenswerte Malzaromen. Klarer Fall: Ich habe für diesen Urlaub gelernt.
Danach dann etwas sehr lokales. Ein Half Dome Wheat aus Fresno von der Sequoia Brewing Company. Da schlägt mein Weizenliebhaber Herz schon höher. Gute Banane, etwas Zitrusfrucht, schön getreidig und für die 43 Grad Außentemperatur auch nicht zu stark mit 5,2%ABV. Ich glaube in ein paar Tagen, im Sequoia National Park, da werde ich diese Brauerei nochmal zu testen versuchen.
Auch weil ich die Aufschrift auf der Flasche sehr interessant gefunden habe.
“Drink local” – das ist doch genau mein Ding. Und eigentlich sollte ja genau DAS selbstverständlich sein. Schon seltsam, wenn man den Eindruck gewinnt, dass die Amis hier echt einen riesigen Schritt weiter sind als wir.
Samstag, 29. Juni 2013 – San Francisco
Am letzten Abend in der Stadt ging es zum durstigen Bären. Der Bär ist ja das Tier auf dem Staatswappen von Kalifornien und in der durstigen Version ein Brewpub mitten in Downtown San Francisco.
Hier gibt es haus- eigene Biere in allen erdenklichen und unmöglichen Variationen. Gebraut wird direkt hinter der Theke, wo auch die Gärtanks stehen. Das Thirsty Bear ist in der Howard Street Ecke 3rd Street und modern eingerichtet.
Alle hauseigenen Biere gibt es “on Tab” und die Barcrew versteht sich auf alle Details zu den Bieren. Klasse, wenn man sich in der Karte nicht entscheiden kann – es gibt ein Probier Brettchen, auf dem alle neun Sorten zu ca. 0,15 l enthalten sind für schlanke 12$.
Kulinarisch ist die Küche eher Spanisch angehaucht und bietet Tapas und etwas TexMex Food. Wirklich klasse. Ich wollte nur schnell auf ein Bier hin und bin echt hängen geblieben. Die Bar und das ganze Restaurant sind modern eingerichtet und eine wenig an eine Sportsbar erinnernd mit vielen TV Screens. Das Personal ist extrem freundlich und kompetent.
Das Howard Street IPA überzeugt durch eine schöne nicht zu heftige Bittere mit tollen Zitrusnoten in Nase und am Gaumen.
Das Thirsty Bear Charbay Stave ist mit 8,4%ABV ein echt hinterhältiges Dry Stout. Vom Alkohol merkt man so rein gar nichts. Dafür ein tolles geschmackliches Erlebnis mit den holzigen Noten der Whiskyfässer in denen es 1 Jahr gereift ist.
Genau für solche Biere bin ich hier.
Freitag, 28. Juni 2013 – San Francisco
Zweiter Tag in der Stadt an der Bay und der erste leichte Sonnenbrand. Da muss sofort von innen nachgekühlt werden und etwas Hopfiges muss her.
Nachdem ich gestern einen einfachen Liquor Store auf seine Craftbeer Auswahl getestet hatte, musste heute ein echtes Bierparadies herhalten. Wenn ein Laden City Beer Store heißt, dann sollte es da doch eine gehörige Auswahl geben.
Also auf in die Folsom Street nur ein paar Blocks von der Market Street entfernt. So ähnlich muss wohl das Paradies aussehen – über 400 Sorten Craft Bier. Dabei ist der Laden nicht ausschließlich ein Laden sondern ist auch ein Lokal in dem man die Biere direkt trinken kann.
Wenn man dann noch die Kamera auspackt, um ein paar Fotos zu machen, dann kommt man schneller in ein Gespräch als man denkt. “Beer – Connecting People” stimmt eben wirklich.
Ein wenig über österreichisches Craft Bier geplaudert und mir die lokale Szene erklären lassen und leider muss ich schon wieder los, um nicht zu spät zum Abendessen zu kommen. Wann immer ihr einmal hier seid: Dieses Lokal ist ein muss.
Mitgenommen habe ich mir zwei IPA. Eines von Stone und ein mir bis dato Unbekanntes “Racer 5” aus der “Bear Republic Brewery” (www.bearepublic.com) mit 7% ABV und den Anmerkungen des Braumeisters, dass beim Hopfen das Motto gelten würde: Bigger is better.
Na bitte, auch wenn keine IBUs angegeben sind, aber dieses Bier ist wirklich gut gehopft. The next Generation of IPAs steht auf der Flasche. Wenn das so schmeckt, dann war früher doch nicht alles besser.
Donnerstag, 27. Juni 2013 – San Francisco
Das erste Bier des Tages gibt es zum Mittagessen im Flugzeug. Die Frage, welche Biere denn im Angebot wären, quittiert meine freundliche Flugbegleiterin mit einem “n' Warsteiner”. Na gut, ich denke mir: Fängst du mal ganz unten an. Doch die bereits länger andauernde Industriebierabstinenz führt dazu, dass ich meine Bestellung schon bald bereuen werde. Das Bier ist so seelenlos und schwach, dass ich für den Rest des Fluges auf Mineralwasser umsteige.
In San Francisco angekommen ist einer der ersten Gänge der in den Liquor Store um die Ecke. Hier herrscht gerade große Aufregung. Der left Center der Cardinals deckt sich gerade mit Whisky ein. Nachdem jeder sein Foto gemacht hat komme auch ich dazu meine zwei Flaschen Anchor Steam Bier zu kaufen. Unglaublich was ein Laden von der Größe einer Trafik in Puncto Craft Beer zu bieten hat. 40 Biere Minimum, die alle Lust auf eine Verkostung machen. Heute beschränke ich mich auf zwei Biere von der ortsansässigen Anchor Steam Brewery. Leider haben die ausgerechnet an diesem Wochenende Jahresinbentur und machen keine Besuchertouren.
Das klassische Anchor Steam überzeugt schon im Glas durch seine geniale Bernstein Farbe. Der Geschmack herrlich kräftig vollmundig mit einem sensationellen Malzkörper und einer sehr harmonischen aber durchaus intensiveren Hopfenbittere. Klasse. Für mich erstaunlich, dass auf den Flaschen weder der Alkoholgehalt noch die Stammwürze (bzw. OG) gekennzeichnet ist. Dafür sehr positiv eine ausführliche und brauchbare Bierbeschreibung.
Im Anschluss dann noch ein California Lager von Anchor Steam, das vor allem durch seine gute Hopfung überzeugt. Herrlich, die Tour startet wirklich vielversprechend. Wenn das so weitergeht, dann stehen spannende 19 Tage vor mir.
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